Die Banane ist eine der begehrtesten Früchte auf der Welt, ob als Konsummittel oder Handelsware. In diesem lukrativen Geschäft prallen die Interessen vieler Menschen aufeinander und so ist die Banane ein gutes Beispiel für die zunehmende Globalisierung auf der Welt. Auch für uns spielt sie eine wichtige Rolle, denn:

Kein anderes Land in Europa konsumiert so viele Bananen wie wir!

Grund genug, sich mit dieser Thematik im Unterricht auseinanderzusetzen. Viele Fragen standen im Raum: Woher kommen unsere Bananen? Wie leben und arbeiten die Menschen auf den Bananenplantagen? Worin unterscheiden sich „normale“ Bananen von „Biobananen“ oder „Fairtrade-Bananen“? Wer bestimmt den Bananenpreis und wie setzt er sich zusammen? Hat unser Kaufverhalten einen Einfluss auf das Angebot im Supermarkt und wenn ja, welchen? Wer verdient wie viel an der Banane?

Und das haben wir herausgefunden:

Begonnen hat der Bananenboom vor über 100 Jahren mit dem Roden von tropischem Regenwald zur Errichtung der ersten Bananenplantagen 1871 in Costa Rica. Damals wurde viel Regenwald abgeholzt und in den Monokulturen wurden starke Pestizide gegen Pflanzenkrankheiten ohne Schutz für die Arbeiter eingesetzt. Diese waren den Chemikalien schutzlos ausgesetzt und erlitten schlimme Krankheiten und bekamen zudem noch sehr wenig Lohn.

Als seit Anfang der 90er Jahre diese menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen öffentlich wurden und zu Verbraucherprotesten führten, hat sich allerdings auf den Plantagen der großen Bananenkonzerne viel geändert. Dort gibt es seitdem unabhängige Kontrollen (z.B. durch die rain forrest alliance) zum Schutz der Arbeiter und der Umwelt. Bei den jährlich stattfindenden Kontrollen wird zum Beispiel geprüft, ob umweltschonendere Pestizide verwendet werden, Atemschutzmasken getragen werden oder ob der Plastikmüll, der zum Schützen der Bananen verwendet wird, eingesammelt und recycelt wird. Insgesamt müssen die Konzerne mindestens 80 Prozent der 300 Punkte umfassenden Kontrollliste einhalten, um das Gütesiegel der Organisation zu erhalten. Die Kontrolle hat zu einer regelrechten Revolution des Bananenanbaus geführt, da man nun soziale Aspekte, Arbeiterrechte und die Umwelt gleichermaßen beachtet.

Von diesem Wandel bekommen die Konsumenten in Deutschland jedoch wenig mit, da sie zum Beispiel nicht wissen oder wissen wollen, was sich hinter dem Gütesiegel verbirgt. Somit können sie auch nicht nachvollziehen, warum der Preis für zertifizierte Bananen höher liegt. Die Verbraucher sind aber zum Großteil nicht bereit einen höheren Bananenpreis zu zahlen und kaufen eher billige Bananen von Anbietern, die keine unabhängige Kontrollen auf ihren Plantagen dulden. Dementsprechend schlecht sind dort die Arbeitsbe-dingungen.

Von der einstigen Revolution ist letztendlich nicht viel übrig geblieben, weil hiesige Verbraucher nicht bereit sind, das für eine Banane zu bezahlen, was sie wert ist. Wichtig ist ihnen anscheinend nur, dass sie Qualität zu einem möglichst niedrigen Preis bekommen. Was die Lieferanten davon haben, interessiert sie nicht. In Costa Rica interessiert das jedoch 100.000 Arbeiter und ihre Familien, die direkt oder indirekt von dem Anbau der Bananen leben.

Um Kunden zu halten oder in die Geschäfte zu locken, werden Bananen in großen deutschen Supermarktketten zu Dumpingpreisen angeboten. (So lag der Durchschnittspreis pro kg Bananen in den letzten Jahren bei Aldi bei 80 Cent/kg). Nirgendwo in Europa wird sowenig Geld für Nahrungsmittel ausgegeben wie in Deutschland! „Mehr als eine Million Tonnen Bananen essen die Deutschen jedes Jahr. Damit haben sie eine Spitzenposition in Europa – mit enormer Preismacht. Denn ein Drittel des gesamten EU-Bananenimports landet auf heimischen Ladentischen, in den Supermärkten und bei den Discountern. In einem gnadenlosen Preiskampf verkommt hier die gelbe Frucht zur Ramschware. Der Preis für Bananen ist seit 20 Jahren nicht gestiegen.“1 Heutzutage bestimmen nicht mehr die Hersteller sondern die Discounter den Preis und geben damit vor, was auf den Plantagen passiert.

85% der in Deutschland gekauften Bananen werden von nur fünf Discountern (Aldi, Lidl, Rewe, Edeka und Metro) verkauft. Mittlerweile spricht man schon vom „Aldipreis“ für Bananen.

Der Preis einer Banane setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen. Ein Drittel geht an die großen Supermarktketten in Deutschland. Ein weiteres Drittel bekommen die Transportunternehmen, die zum Beispiel die Bananen nach Europa (Antwerpen ist der größte Bananenhafen der Welt!) verschiffen. 20 Prozent gehen an die großen Konzerne, denen die Plantagen gehören; zehn Prozent erreichen kleine Produzenten, die den Konzernen zuliefern. Einzig und allein vier Prozent des Preises einer Banane erhalten die Arbeiter. Ihre Situation würde sich dramatisch verbessern, stiege der Preis der Banane, oder verzichteten die Discounter auf einen Teil ihrer Gewinnspanne.

Könnten sogenannte Fairtrade-Bananen eine Lösung sein? Der faire Handel unterstützt besonders die Kleinbauern, da diese gerecht bezahlt werden, langfristige Festpreise bekommen und pro Bananenkiste ein Dollar extra gezahlt wird, den die Kleinbauern dann für Sozialprojekte oder höhere Löhne einsetzen können. Jedoch bleibt der erhoffte Boom in Deutschland bislang aus. Ein richtiger Trend sieht anders aus, denn lediglich drei Prozent aller konsumierten Bananen in Deutschland stammen aus fairem Handel. Viele Menschen denken, dass man als Einziger sowieso nichts ändern kann. Aber das stimmt so nicht! Unser Vorbild in Sachen Banane sollte der Discounter Plus in den Niederlanden sein. Dort werden seit 2010 keine Billigbananen sondern ausschließlich Fairtrade-Bananen angeboten. Der ursprünglich etwas höhere Preis für Fairtrade-Bananen konnte dadurch herabgesetzt werden, dass Plus seine eigene Gewinnspanne etwas reduziert hat. Der Umsatz der Fairtrade-Banane ist um 10% gestiegen und bedeutet 400.000 Dollar/Jahr mehr für die Produzenten in Kolumbien.

Solange jedoch im Supermarkt neben den teureren Bananen mit Gütesiegeln die billigen liegen, ist die Entscheidung der Verbraucher eindeutig. Ein paar Cent mehr in der Tasche sind den meisten Kunden leider wichtiger.

Verändern wird sich nur etwas, wenn Verbraucher und Discounter umdenken und das Verramschen beenden.

Ihr habt die Wahl!

Lena Marie Steinkamp / Bärbel Schultz  

(entstanden im Kontext des Erdkunde-Unterrichts der Stufe 9 zum Thema „Globalisierung“)

1) https://www.planet-schule.de/sf/filme-online.php?film=9186

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