Ein sehr merkwürdiges Bild erwartet die Kundschaft vom Reformhaus Klett in Böblingen derzeit im Schaufenster: die Fairtrade-AG des Max-Planck-Gymnasiums Böblingen hat eine riesige Schaufensterszene gestaltet, in der ein polarer Gigant auf tropisches Grün trifft. Was soll das!?

Den Schülerinnen der AG geht es darum, auf die Verletzlichkeit der Böden in verschiedenen Klimazonen aufmerksam zu machen. Dabei schauen wir nicht nur in eisige und heiße Welten, sondern wir beginnen auf der Filderebene. Das fruchtbare Ackerland vor unserer Haustüre entstand während der letzten Eiszeit: ein feines Sediment namens Löss sammelte sich auf der Filderebene an und verschmolz mit dem dortigen Boden zur lebendigen Oase. In unserem Einkaufskorb landen daher neben dem bekannten Filderkraut auch allerlei Beeren, Kartoffeln und Kürbisse. Doch das Paradies ist bedroht: durch intensive Landwirtschaft mit großen Maschinen und regelmäßiger Bachliegezeit ist der Filderboden Wind und Wetter ausgesetzt und der feine Löss wird schnell ausgeweht. Darüber hinaus wird Landwirtschaft auf den Fildern aufgrund des Preisdumpings auf dem Weltmarkt schnell unrentabel und die Bauern müssen ihr Land verkaufen. Durch die Nähe zu Stuttgart sind die verkauften Flächen begehrt und erzielen hohe Grundstückspreise. Sie werden bebaut und sind unwiederbringlich verloren.

Eine andere Situation existiert in den Tropen: Dort sind die Nährstoffe nicht im Boden gespeichert, sondern in der Vegetation selbst. Wird diese abholzt, z.B. für das Anlegen von Plantagen, wird der Boden schnell unfruchtbar. Plantagenbesitzer erschließen daher immer neue Flächen; die alten können sich allerdings nicht mehr regenerieren.

Aus beiden Situationen gibt es einen Ausweg, für den wir Verbraucherinnen und Verbraucher eine bewusste Kaufentscheidung treffen müssen: nachhaltige Landwirtschaft. Möglich wird die z.B. durch einen Einkauf im Reformhaus, im Biomarkt oder im Weltladen. Doch auch im herkömmlichen Supermarkt ist unsere Aufmerksamkeit gefragt: Discounter bieten mittlerweile eine Vielzahl zertifizierter Lebensmittel an. Nicht hinter jedem Label verbirgt sich allerdings die gewünschte Bodenbewirtschaftung bzw. ein angemessenes Verhältnis von Arbeit und Lohn. Es wird Zeit, dass die Gesellschaft den Discountern die Wünsche diktiert und nicht andersherum. Machen Sie sich daher selbst ein Bild von unserem Schaufenster und erkundigen Sie sich vor Ort, wie Sie regional, biologisch und fair einkaufen können!