Kreativ und handlungsorientiert waren die Stationen eines Lernparcours aufgebaut, durch den Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Jahrgangsstufen der Anton-Rauch-Realschule und einer 7. Klasse des Wertiger Gymnasiums Einsichten in globale Zusammenhänge gewannen und mehr über den Fairen Handel erfuhren. An 16 Stationen wurden die Themen „Kinderarbeit, Kakao- und Kaffeeanbau sowie Textilherstellung“ abwechslungsreich vorgestellt. Die Arbeitsaufträge des Lernparcours, der vom Eine-Welt-Laden-Neumarkt e.V. entwickelt wurde, waren didaktisch so aufbereitet, dass jede Station unabhängig von anderen Stationen von den Schülern selbstständig zu bearbeiten war. Nach einer kurzen Einführung konnte sich eine ganze Schulklasse gleichzeitig in Zweiergruppen auf den Weg machen und die Stationen durchlaufen.
Der Parcours wurde am ersten Tag von Frau Hannah Rüther, Entwicklungspolitische Referentin und Botschafterin der Fairtrade Towns und Fairtrade Schools Kampagne Region Süddeutschland begleitet. Sie verbrachte einige Zeit als Entwicklungshelferin in verschiedenen Ländern Afrikas. Ihre Schilderungen aus dieser Zeit wurden von den Schülern sehr interessiert aufgenommen und bevor man sich an die Arbeitsaufträge an den Stationen machen konnte, mussten von ihr noch einige Schülerfragen über ihre Zeit in Afrika beantwortet werden.
Manch ein Teilnehmer war überrascht, als er an einer Station feststellte, dass für die Herstellung eines T-Shirts aus Baumwolle ca. 14 Badewannen voll Wasser (knapp 2.000 l) benötigt werden oder im Preis einer Jeans, die in einem Entwicklungsland produziert wurde, nur etwa ein Prozent Lohnkosten stecken. Hier ist leicht auszurechnen, wie wenig eine Näherin an einer Jeans verdient. Die restlichen 99 % des Preises bekommen Einzelhandel, Markenfirma, Transportunternehmen, etc. An einer anderen Station mussten die Schüler das knappe Einkommen einer Landarbeiterfamilie sinnvoll einteilen und handelten dabei intuitiv nach dem „Ökonomische Prinzip“. Dass bei dieser Einkommensaufteilung auf vieles verzichtet werden muss, was für uns selbstverständlich ist, z. B. Ausbildung der Kinder, ausgewogene Ernährung, Reparaturen, etc., wurde jedem schnell klar.
Die ganz andere Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen in Entwicklungsländern wurde besonders an den Stationen zum Thema „Kinderarbeit“ und durch den gezeigten Kurzfilm „Textilherstellung in Indien“ deutlich. Obwohl in vielen Ländern Kinderarbeit offiziell verboten ist, schuften weltweit viele Minderjährige unter unwürdigen Bedingungen. Im Parcours waren einige dieser „Billigwaren“, die häufig von Kindern gefertigt werden, ausgestellt und gaben Impulse sein eigenes Einkaufsverhalten kritisch zu hinterfragen. Nur durch das Erkennen der Zusammenhänge, welche weltweiten Auswirkungen unser alltägliches Handeln und Kaufverhalten hat, kann verantwortliches Konsumverhalten angebahnt werden. Diese drei Projekttage der Fachschaft Haushalt und Ernährung zum Fairen Handel sind daher im Kontext der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zu sehen.
Ulrike Anwald-Deisenhofer