Nun hat auch die Grundschule Wertingen die Zertifizierung bekommen. Dafür musste sie sich ein Jahr lang bewähren.
„Ein Kind in der Fabrik bekommt die Kindheit nie zurück. Das darf nicht sein! Groß und Klein, steigt alle mit ein! Die Welt ist im Wandel, wir brauchen fairen Handel.“ Mit Überzeugung gesungen, schallt dieses Lied durch Kinder der Grundschule Wertingen. Klipp und klar tönen die ersten bis vierten Klassen, wo es ihrer Meinung nach langgehen soll, um die Welt besser und das Leben für viele Menschen gerechter zu machen. Die Grundschule ist seit einem Jahr kräftig mit dabei. Es hat sich gelohnt, denn jetzt wurde das Engagement anerkannt und die Schule offiziell als „Fairtrade-School“ zertifiziert.
Bei der Feier ist die Begeisterung spürbar. Via Bildschirm ins Klassenzimmer zugeschaltet, erklärt Fairtrade Referentin Wynnie Kangwana Mbindyo von der Mitgliedsorganisation Fairtrade Deutschland, welchen positiven Effekt die Initiative hat. So könnten Kinder in Ecuador die Schule besuchen, ihre Eltern das Schulgeld bezahlen, weil sie für den fairen Handel arbeiten, also fair und nachhaltig produzieren und fair entlohnt werden. Das gehe nur, weil Schulen in Wertingen und überall in Deutschland die Fairtrade-Produkte abnehmen und die Initiative unterstützen.
„Jeden Tag können wir die Welt gemeinsam ein kleines bisschen besser machen und respektvoll und fair konsumieren. Die Macht liegt nicht bei den Unternehmen, sondern bei jedem Einzelnen“, muntert Bürgermeister Willy Lehmeier die Schülerinnen und Schüler auf, weiterzumachen. Schulleiterin Christiane Grandé und Lehrerin Martina Bobinger vom Fairtrade-Schulteam berichten über die zahlreichen Aktionen, die es in der Schule schon für Fairen Handel gegeben hat. So erfuhren sie bei einem Vortrag von Benjamin Pütter über dessen Schulprojekt für Teppichkinder oder in Steinbrüchen arbeitenden Kindern in Indien. Auch gibt es in der Grundschule immer wieder gesunde Lebensmittel aus fairem Handel in der Pause. Derartige Aktionen sind notwendig, um die Zertifizierung zur Fairtrade-School behalten und ständig erneuern zu können. Das Thema fairer Handel ist fester Bestandteil im Schulalltag. Dafür dankt Christiane Grandé dem Fairtrade-Schulteam in Binswangen mit Martina Bobinger und Thomas Lukawsky. Die Gemeinde Binswangen selbst ist seit einem Jahr Faire Gemeinde – Gemeinderätin Erika Heindel und Bürgermeister Johann Winkler sind bei der Zertifizierungsfeier dabei.
Martina Baur, Mitglied im Vorstand des Vereins „Solidarität für Eine Welt Wertingen“ und dort aktiv in der Steuerungsgruppe Fairtrade Town, freut sich darüber, dass sich in Wertingen fünf Schulen – Gymnasium, Realschule, Mittelschule, Grundschule und Montessorischule – bereits der Fairtrade-Initiative angeschlossen haben. „Das ist einmalig in so einem kleinen Städtle“, sagt Bobinger. Und sie erwähnt eine weitere Besonderheit: eine Patenschule in Indien wird von Wertingen aus unterstützt.
Denn Wertingen selbst darf sich seit 2012 „Fairtrade-Town“ nennen, und Binswangen folgte damit als kleine Kommune im vergangenen Jahr. Fairtrade-Kommunen und -Schulen setzen sich für nachhaltige Entwicklungsziele ein, fördern den fairen Handel auf kommunaler Ebene und sind das Ergebnis einer erfolgreichen Vernetzung von Akteuren und Akteurinnen aus der Zivilgesellschaft, aus Politik und Wirtschaft. (hek)