Es ist Samstagmorgen. Langsam sammeln sich unser Team und die fleißigen Helfer in Eppelborn, um die Montessori-Grundschule-Humes und deren Vorplatz für unseren diesjährigen Lichtermarkt herzurichten. Wir kehren, putzen, räumen und bauen auf, legen die Elektrik und bereiten die selbsthergestellten kulinarischen und dekorativen Verkaufsgegenstände vor. Natürlich steht der Kuchen hinter einem Spuckschutz. Man muss ja allen Sicherheits- und Hygienevorschriften gerecht werden. Und so werden auch wieder einmal packungsweise Papierhandtücher auf den Toiletten verteilt. Etwas traurig betrachtet meine Kollegin den Haufen, während sie sich vermutlich fragt, wie viele Bäume dafür sterben mussten. Zumindest aber nutzen wir Fair Trade Produkte. Also packen wir‘s an! 

Die Veranstaltung beginnt nun offiziell und ich bin positiv überrascht. Es wirkt voller als im Vorjahr. Auf dem Gelände scheinen sich um die 200 Menschen zu tummeln. Gut, dass wir neben der Nutzung fair gehandelter Zutaten für Kuchen, Glühwein und Kinderpunsch auch einen speziellen Fairtrade-Stand aufgebaut haben. Es gibt Schokonikoläuse, selbstgemachte gebrannte Mandeln (etwas teurer als üblich, aber dafür fair), den besten Kakao diesseits des Urals und eine Palette der „guten Schokolade“. Für fünf verkaufte Packungen wird ein Baum gepflanzt. „Gut so!“, sind wir uns einig, „Vielleicht können wir die Papierhandtücher irgendwie ausgleichen.“

Tatsächlich kommen die Besucher häufig zum Stand und informieren sich über die Produkte, die sie da so sehen. Besonders die Statistik, die darstellt, wieviel Prozent des Verkaufspreises an welche Beteiligten gehen, ist von besonderem Interesse. „15% des Erlöses der guten Schokolade geht an die Bauern“, resümiert ein Elternteil sichtlich verdutzt. Dem Mann scheint das wenig vorzukommen. Ob er sich fragt, wie wenig die Bauern dann erst bei der Schokolade eines Großkonzerns bekommen? Zumindest macht es ihn nachdenklich. Und wir freuen uns darüber.

Die Präsentation der Kinder unserer Fairtrade-Anstrengungen im Seminarraum ist gut besucht. Einige Eltern und Besucher müssen stehen. Irgendwo zwischen liebevoll und leicht frech erklären fünf Schülerinnen den anwesenden Erwachsenen, was Fair Trade bedeutet, warum es wichtig ist, was man alles so fair kaufen kann und was wir in der Schule verwenden. Die Zuhörer sind sichtlich gerührt. „Das finde ich klasse!“, sagt eine Mutter. Danach verlassen die Hörer den Seminarraum ungewöhnlich leise, während unsere Mädels sich zufrieden anschauen.

Gegen Ende der Veranstaltung ziehen wir am Stand ein Resümee. „Die Nikoläuse gingen am besten!“, freut sich eine Schülerin, während ich die übriggebliebenen Schokoladentafeln betrachte. „Na gut“, denke ich.  Mir wird klar, dass wir nicht so viele Bäumen wieder pflanzen lassen konnten, wie uns lieb gewesen wäre, während der Papiermülleimer auf den Toiletten überquillt. Trotzdem: Immerhin bekommt nun eine beträchtliche Anzahl von Kindern einen fair gehandelten Nikolaus in ihren Stiefel und ein paar Bauernkinder können zur Schule gehen. Man kann die Welt nicht auf einmal ändern. Aber man kann einen Unterschied machen!