Die Familie eines guatemaltekischen Kaffeekleinbauern zählt im Durchschnitt sieben bis acht Personen. Sie benötigt ein durchschnittliches Einkommen von circa 2000 US-Dollar pro Jahr. Der Ertrag, den ein Bauer im Durchschnitt unter “normalen” Produktionsbedingungen erwirtschaften kann, beträgt beim aktuellen Kaffeepreis 200 – 1500 US-Dollar! Fakt ist: So kann die Familie nicht überleben! Diese und andere Fakten über die Notwendigkeit eines fairen Handels hat am Donnerstag der Wirtschaftswissenschaftler und Gründer mehrerer ehrenamtlicher Vereine, Prof. Dr. Rolf Nagel, den Schülerinnen und Schülern der Erdkunde-Kurse der Q2 erläutert.
Prof. Nagel importiert mit seinem Verein ProGua e.V. selbst fair gehandelten Kaffee aus Guatemala und vertreibt ihn hier in Deutschland. Regelmäßig fährt er nach Guatemala, um die Produktionsbedingungen zu kontrollieren und mit den Zusammenschlüssen der Kleinbauern über Verbesserungen der Produktion zu diskutieren. Daher konnte er den Schülerinnen und Schülern das System des fairen Handels am Beispiel des Produktes Kaffee sehr kenntnisreich nahe bringen. Die Situation der Kleinbauern in Guatemala kann nämlich nur durch ein gerechteres System verbessert werden. Der Kaffee wird zentral an der Börse gehandelt (je nach Sorte in New York oder London) und unterliegt daher starken Preisschwankungen. Diese sind neben dem Wert der Handelswährung US-Dollar auch abhängig von Entwicklungen in den größten Produzentenländern. Hier teilen sich Brasilien (30%) und Vietnam (20%) die Hälfte der weltweiten Kaffeeproduktion. Aktuell beträgt der Preis für einen Sack Kaffee 115 US-Dollar. Somit kann ein Kleinbauer von dem Einkommen einer durchschnittlichen Anbaufläche nicht überleben. Hier setzt die Idee des fairen Handels von Kaffee an – das erste FairTrade-Produkt. Dem Bauer wird ein Mindestpreis von 140 US-Dollar pro Sack Kaffee plus eine FairTrade-Prämie garantiert. Die Vorteile liegen bei dem aktuellen Weltmarktpreisverfall auf der Hand. Zudem ist beim Produkt Kaffee garantiert, dass fairer Kaffee zu 100% von Kleinbauern stammt, nicht von großen Plantagen. Somit haben die guatemaltekischen Kleinbauern Planungs- und Einkommenssicherheit. Allerdings liegt Deutschland – immerhin weltweit zweit größter Kaffeekonsument – beim Thema fairen Handel weit hinter Großbritannien, die circa 20% faire Produkte kaufen. Der Marktanteil von fairen Produkten liegt in Deutschland bei lediglich 2 %.
Das Gymga will auch mit diesem Vortrag ein Zeichen für mehr fairen Handel setzen. So finden sich jetzt auch in unserer Schulkantine fair gehandelte Produkte, der Kaffee, der an Schulveranstaltungen ausgeschenkt wird, ist fair – und nun auch endlich der Kaffe im Lehrerzimmer.