Die Möglichkeit einen indischen Bischof hautnah erleben zu dürfen, hatten Schülerinnen und Schüler von der Eduard-Stieler Schule. Sir John Thomas Kattrukudiyil berichtete am Mittwoch vor mehreren Klassen über die Aufgabe seiner Diözese in Nordostindien. Begleitet wurde der Bischof von Paulina Hauser, eine Mitarbeiterin des Bistums Fulda.

Mit Gründung der Diözese 2005 wurde Bischof John Thomas Kattrukudiyil, 71, ihr erster Bischof. Missionaren war der Zugang zu den Ausläufern des Himalayas im indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh lange verboten. In Deutschland ist die Region wegen des guten Tees bekannt, aber auch als das größte zusammenhängende Teeanbaugebiet der Welt. In Nordostindien leben mehr als 200 indigene Völker mit eigenen Sprachen und Kulturen, die sich deutlich von Rest Indiens unterscheiden.

Bischof Kattrukudiyill verwies auf die Bedeutung der Kirche in Deutschland vor 150 Jahren, welche Aufgaben damals von der Kirche hierzulande gestemmt wurden. Seine Diözese ist zuständig für Bildung und Erziehung in Nordostindien. Krankenhäuser und Schulen finanziert die Kirche.  Es gibt auch staatliche Schulen, doch seien die unterbesetzt mit Lehrkräften, dass die Leute ihre Kinder auf private Schulen schicken, die aber Geld (5€ im Monat pro Kind) kosten. Bei mehreren Kindern ist dies eine ganze Menge für die Menschen, da sie am Tag durchschnittlich 4 € als Teepflückerin oder 6 € als Minenarbeiter im illegalen Kohleabbau verdienen. Somit können nicht alle Kinder einer Familie die Schule besuchen.

Die Kindersterblichkeit sei sehr hoch. Der nächste Arzt wohne in manchen Fällen 3-5 Tage Fußweg entfernt. Befestigte Straßen und Autos gibt es selten. Schulen lägen in sechs- bis achtstündiger Gehstrecke entfernt. Kinderehen seien noch üblich, aber rückgängig ebenso wie die Polygamie. Durch das frühe Verheiraten ihrer Töchter haben die Eltern eine Einnahmemöglichkeit, da sie ihre Töchter an eine andere Familie verkaufen. Dies garantiert eine finanzielle Planungssicherheit und hilft beim Überleben der Familie. Bei der Vielehe verhält es sich ähnlich. Verheiratete Frauen sind durch ihren Mann abgesichert. Da es keine Transferzahlungen vom Staat gibt, sichert die Heirat eine Frau vor Verarmung ab. So ist es keine Seltenheit, dass der Bruder eines verstorbenen Mannes, dessen Ehefrauen ‚übernimmt‘.

Durch Projekte in Schulen oder der Betreuung von Straßentheatern klärt die Diözese von Bischof Kattrukudiyill auf über Menschenhandel. Die Schwestern laufen mehrere Tage von Dorf zu Dorf um dort medizinisch zu helfen. Die Aktivitäten der Kirche fruchten. Während unter den Alten nur 10 % Lesen und Schreiben können ist dies bei der jungen Generation umgekehrt.

Im Anschluss an den Vortrag von dem Bischof bewarb Frau Hauser vom Bistum den Auslandsfreiwilligendienst, den sie leitet. Junge Erwachsene können für sechs bis zwölf Monaten soziale Dienste in Kamerun oder Ukraine absolvieren und werden dabei von Frau Hauser betreut.

Die Schülerinnen und Schüler fanden den Vortrag bereichernd und stellten viele Fragen an den Bischof.

Schulleiter Jörg Demuth und Abteilungsleiterin Anke Bischof bedankten sich bei den beiden Gästen. Organisiert wurde die Veranstaltung von Christian Quanz.

 

Autor: Christian Quanz