Mein ganz normaler Tag auf den Fidschis

 

1995:

 

Ich gehe aus dem Haus. Ich gehe ca. 50m und befinde mich am Strand. Ich gehe auf den Steg. Ich sehe nur schöne unberührte Natur und in weiter Ferne einen klaren Himmel. Ich laufe durch die unberührte Natur, sehe ein, nein zwei oder drei Leguane in den Bäumen, bunte Vögel in der Luft und ein kiwiähnliches Tier vor meinen Füßen. Moskitos schwirren um mich herum und ich sehe nur unberührte Natur. Bei der nächsten Gabelung biege ich ein und laufe noch mal 500m zum Wasser durch die unberührte Natur. Schon vom Ufer aus sehe ich leuchtende Korallenriffe, umzingelt von Fischen aller Art. In der Ferne sehe ich sogar einen Delfin aus dem Wasser springen! Ich laufe durch das Wasser leicht umspielt vom Winde, und ihr glaubt gar nicht was ich finde! Die schönste Muschel, die ich je gesehen habe!!! Und ich denke: Die Zeiten werden sich ändern und behalte diese goldene Jakobsmuschel. Mit der Muschel in der Tasche gehe ich ein Stückchen zurück, da fällt mir auf, dass die unberührte Natur in diesen Sonnenuntergang noch schöner aussieht als sonst! Also hole ich meine Farbfilmkamera heraus und mache ein Foto. Schade, nur noch ein freies Foto, also mache ich noch eines von dem wunderschönen, unberührten Mangrovenwald. Und mache mich auf dem Heimweg.

 

2020:

 

Nach einem weiteren Sturm gehe ich aus dem Haus. Autsch! Ein Stück Plastik hat meine Flip-Flops durchbohrt. Ärgerlich stopfe ich es in meine Müllsammeltüte. Ich sehe zum Wasser, wo ist es denn? Ach dort, wo sich das Plastik bewegt … Mit der Schneeschippe räume ich den Weg vor meinem Haus frei. So, meine erste Mülltüte ist voll. Traurig blicke ich auf das, was vom Meer noch übrig ist und erkenne, dass sich dort, wo früher einmal der Steg war, eine Menge Plastik sammelt. Ich gehe dahin, wo früher einmal der Mangrovenwald war und treffe meine Freunde. Wir ziehen los in die Bucht vor meinem Haus und etwa 20m von meiner Haustür entfernt sammeln wir los: drei, vier Stunden, acht Müllsäcke pro Person. Nun kommt der traurige Teil: wir schnappen uns Jutesäcke, unseren Greifstab und sammeln die an Plastik erstickten Fische und die toten und farblosen Korallen ein, stopfen sie in unseren Sack. Für die Mittagspause versammeln wir uns in den toten Mangroven und sehen uns mein altes Foto vom Strand an. Nach der Mittagspause beginnt alles von vorne bis die Dicke der Plastikdecke größtenteils von einem halben Meter bis auf kaum sichtbares Mikroplastik geschrumpft ist. Erschöpft und erleichtert packen wir die Müll- und Jutesäcke auf einen Fahrradanhänger und fahren sie zu einer Müllkippe, wo wir den Müllberg nochmal wachsen lassen. Die Fische kommen in das Labor, wo sie untersucht werden, um heraus zu finden, wie man sie schützen kann. Abends im Bett kann ich nicht schlafen. Also streiche ich über mein altes Strandfoto, welches einen eigenen Platz neben dem Foto des Mangrovenwaldes in einem Bilderrahmen neben meinem Bett besitzt. Genauso wie meine Muschel. Ich erinnere mich wie glücklich ich dort als 14- jähriges Mädchen war. Aber jetzt mit 39 überlege ich, was man hätte besser machen könnte, aber dafür ist es wohl zu spät… früher oder später werden wir alle im Plastik untergehen, oder an einer Überdosis von BPA sterben oder beides. Also falle ich in einen unruhigen Schlaf…

 

Johanna Fischer (5c)