– Urkundenübergabe von TrainsFair e.V. aus Köln – 318. Fairtrade Gemeinde in Deutschland –

Atting. (ih) Es war eine lebendige und abwechslungsreiche Auszeichnungsfeier mit schwungvoller Musik, Beiträgen der Kinder, Modenschau der Jugend, Verkaufsangeboten aus Fairem Handel, lobenden Reden und leckerem Essen aus Fairtrade-Produkten, als die Gemeinde Atting am Sonntag als erste Kommune im Landkreis Straubing-Bogen den Titel “Fairtrade Gemeinde” verliehen bekam. “Die Entwicklung zum Guten wird hier in Atting vorangetrieben” betonte Hannah Rüther, von der Fairtrade e.V. in ihrer Laudatio.

London – Paris – San Francisco – Atting: In einem Atemzug mit den Weltmetropolen darf sich nach der Stadt Straubing nun auch Atting „Fairtrade-Town“ bzw. Fairtradegemeinde nennen. Mit dem Titel soll ein klares Zeichen für „eine gerechtere Welt“ gesetzt werden, an der vor der eigenen Türe gearbeitet wird. Für die Auszeichnugnsfeier war das Flugplatzrestaurant Wallmühle mit der Gastwirtsfamilie Buchmeier gewählt worden, da diese die Fairtrade-Bemühungen in Atting von Anfang an bestens unterstützen. Kurzweilig führte zweite Bürgermeisterin Cornelia Gradl, der Motor der Steuerungsgruppe Fairtrade Atting durch das Programm. Und in ihrer Gästeliste fanden sich neben Landrat Josef Laumer, Bürgermeister Robert Ruber, Altbürgermeister Adolf Lehner auch die Bürgermeister der Nachbargemeinden Anita Bogner aus Rain, Georg Wagner aus Aholfing und zweiter Bürgermeister Fuchs aus Perkam. Gemeinderat Atting, Pfarrgemeinderat Atting, Pfarrer Hans-Jürgen Koller und Kirchenpfleger Helmut Hilmer, das Kindergartenteam mit Leiterin Andrea Handl, Maria Birkeneder vom Eine-Welt-Laden Mitterfels und Maria Stauber als Vertreterin der Fairtrade-Town Straubing, Anita Diermeier von der Schule Rain, VG-Geschäftsstellenleiter Heribert Wagner und die unterstützenden Firmen Eisenschink, Buchmeier, Schreyer und Klankermayer hatten sich eingefunden. Musikalisch sorgte die Lehrerband “Kostro&Friends” für den passenden Ton mit einer tollen Liedauswahl von urbayrisch über internationale Schlagermelodien bis hin zu afrikanischen Trommelklänten. Die Mädchen vom Fairtrade-School-Team der Ursulinenrealschule boten mit ihrem Verkaufsstand Nono die Waren aus Fairem Handel an. Fairtrade-Gemeinde, das sei ein Ehrentitel. Nicht die Gmeinde profitiere aus materieller Sicht, vielmehr sei es die Überzeugung – zumindest ein Versuch – etwas in den Köpfen der Menschen zu verändern, auf die “Armen dieser Welt” zu schauen und sie mit dem eigenen Kaufverhalten zu unterstützen. “In kleinen Schritten, aber doch mit großer Wirkung” betonte Cornelia Gradl und gab die Geschichte vom “Sprung in der Schüssel” zum Besten.

Bürgermeister Robert Ruber bezeichnete es als ganz besonderen Tag, an dem Atting Fairtrade Gemeinde wird. In relativ kurzer Zeit seien die fünf Kriterien geschaffen worden: Ein Gemeinderatsbeschluss, dass Atting Fairtrade-Gemeinde werden soll; die Bildung einer Steuerungsgruppe für die Umsetzung des Projektes mit den Mitglieder Pfarrer Hans-Jürgen Koller, zweiter Bürgermeisterin Cornelia Gradl, dritter Bürgermeisterin Ute Hornburger, Irmgard Hilmer und Elisabeth Ruber; eine bestimmte Anzahl von Geschäften und Gastronomiebetrieben mit fair gehandelten Produkten (Eisenschink, Schreyer, Buchmeier, Klankermayer); die Beteiligung von Schulen, Kirchen und Vereinen und die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. “Gemeinsam stehen wir für eine bessere Zukunft” betonte Bürgermeister Ruber und stellte in Aussicht, kräftig zusammen zu helfen, damit es noch mehr Gemeinden werden und vielleicht sogar der Landkreis Straubing-Bogen ein Fairtrade Landkreis wird.

Diesen Gedanken griff auch Landrat Josef Laumer auf und meinte, er nimmt sich heute “ein rotes Herz” aus Atting mit. Mit diesen roten Herzen und Fairtrade-Schokolade als Tischdeko wurde für den Fairen Handel geworben. “Wir haben die Erde nicht von unseren Großeltern geschenkt bekommen, sondern für unsere Enkel geliehen bekommen” betonte Laumer und ermunterte zum weitermachen. “Atting hat begonnen im Landkreis. Respekt”. Das altbekannte afrikanische Sprichwort: “Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, viele kleine Schritte tun, können sie das Gesicht der Welt verändern und verbessern” meinte Laumer. Der Titel Fairtrade Gemeinde sei für alle Anerkennung für das geleistete Engagement. Zugleich aber auch Motivation, dem Fairen Handel im Landkreis noch mehr Beachtung zu verschaffen.

Anschließend wurde es bunt im Saal, denn mit farbenfrohen Bändern zogen die Kindergartenkinder ein. Sie hatten “Zimbole” und “Salibonani” auf ihrem Programm, begleitet von ihren Rhythmusinstrumenten. Mit vollen Kehlen schmetterten sie ein Begrüßungslied und zeigten mit einem Bewegungslied “Wir sind Kinder einer Welt”. Ganz erstaunt waren die Gäste beim “Guten Tag auf Wiedersehen”, das in vielen verschiedenen Sprachen der Welt gesungen wurde und zum Schluss mit einem “Griasde, Servus und Pfiad God” wieder in Bayern landete. Und dann kam auch schon der Höhepunkt: die offizielle Auszeichnung und Übergabe der Urkunde von TransFair e.V. durch die Botschafterin Hannah Rüther. Gleich mehrere Dinge waren für sie außergewöhnlich bei einer Auszeichnungsfeier zur Fairtrade-Town oder Gemeinde: die Anwesenheit so vieler Bürgermeister und die Lokalität an einem Flugplatz. “Flugzeuge schlagen ja die Brücke vom Norden zum Süden” betonte sie und meinte, eine bessere Auswahl gebe es ja gar nicht. Hannah Rüther gab einen kleinen Überblick über den Fairen Handel, bei dem es um einen ordentlichen Preis geht, damit die Menschen, die Produzenten, ihr Leben selbst in die Hand nehmen können. Beispielsweise die Kakaobauern, die ihren Anbau häufig einstellen, weil sie davon nicht leben können. “Kann es soweit kommen, dass wir bald keine Schokolade mehr haben?” meinte die Botschafterin und verwies auf das Kakaoprogramm, das zum Tragen kommen soll. Sie lobte das ehrenamtliche Engagement, das auch hier in Atting betrieben wird, damit es mittlerweile 7 Millionen Menschen besser geht, die vom Fairen Handel profitieren. Rüther ließ schätzen, wieviel Euro pro Kopf in Deutschland für den Fairen Handel ausgegeben wird. Nachdem 10,– Euro feststanden meinte sie: “Da gibt es noch Entwicklungspotential”. Anschließend überreichte sie an Bürgermeister Robert Ruber die Auszeichnungsurkunde.

Marina, Katja, Theresa, Christina und Carina von der Mädchenrealschule der Ursulinen zeigten mit bunten Tüchern und Taschen bei einer kleinen Modenschau Waren aus dem Fairen Handel, die dann auch prompt verkauft wurden. Die abschließenden Worte fand Pfarrer Hans-Jürgen Koller, der auf den Misereor-Sonntag schaute und dafür warb, dass neu gedacht werden muss und so Veränderung erfahren werden kann. Sein Dank galt allen, die diese Idee mit dem Eine-Welt-Waren-Verkauf und den Weg zur Fairtrade Gemeinde so hochmotiviert und engagiert unterstützt haben. Wie schmackhaft Fairtrade Produkte sein können, bewies die Küche im Flugplatzrestaurant Wallmühle mit vielen leckeren Speisen bei denen Ananas, Kokos und Curry, aber auch Käse, Wurst und Fisch sowie Süßigkeiten, Kaffee und Tee in unterschiedlichen Variationen geboten wurden.

Aus dem Straubinger Tagblatt vom 25.03.2015Atting FT Fototermin

Irmgard Hilmer