Am 19.11 2020 war es endlich so weit. Das Cusanus-Gymnasium, unsere Schule, wurde als Fairtrade School zertifiziert. Leider konnten aufgrund der Pandemie-Lage viele der Schülerinnen und Schüler, die in den vergangenen Jahren einen großen Beitrag dafür geleistet hatten, dass wir diese Auszeichnung nun erhalten haben, nicht anwesend sein. Dennoch waren alle unglaublich froh, als sie erfahren haben, dass sich ihr ganzes Engagement, ihre Mühe und Zeit gelohnt haben. An dieser Stelle sind insbesondere alle Mitglieder des Schulteams, der ehemaligen Fairtrade-Klasse und insbesondere Herr Büch, Herr Uhl und Frau Stenger-Mayer zu erwähnen, ohne die unsere Schule nie soweit hätte kommen können.

Als Herr Büch und Frau Stenger-Mayer damals mit der Idee eine Fairtrade-Klasse zu werden auf die Klasse 9a zugekommen sind, waren alle relativ schnell begeistert und entschlossen, den Fairtrade-Gedanken in unsere Klassen- und Schulgemeinschaft zu integrieren. Ähnlich positiv war auch die Resonanz der gesamten Schulgemeinschaft auf die Bildung eines Schulteams, das einen Fairtrade-Kompass erstellen sollte. So haben sich bereits beim ersten Treffen um die 30 Personen aus Schüler-, Lehrer- und Elternschaft zusammengefunden, um konkrete Ziele und Ideen zu formulieren.

Hierbei war es besonders wichtig, dass wir die fünf Kriterien erfüllen, die notwendig sind um als Fairtrade School zertifiziert zu werden. Durch die Bildung des Schulteams und das Erstellen des Kompasses waren die ersten beiden Kriterien bereits erfüllt und auch die letzten drei Kriterien zu erfüllen fiel uns nicht sonderlich schwer.

Bei dem 3.Kriterium hatten wir die Aufgabe mindestens zwei verschiedene Produkte in der Schule anzubieten, die jeweils für Lehrer und Schüler zugänglich sind. Optimal wäre ein regulärer Verkauf und dieses Kriterium haben wir gemeinsam erfüllt. Zum einen gibt es Schulpoloshirts mit dem Logo von unserer Schule, welche man ganzjährig im Sekretariat oder bei Herrn Büch bestellen kann. Sie werden als Fairtrade Produkt sichtbar gemacht und als solches für die gesamte Schulgemeinschaft vorgestellt. Die Bestellung läuft über die Firma Form & Farben aus Urweiler; somit fördern wir die einheimische Wirtschaft und achten auf kurze Betriebswege. Zudem haben wir einmal im Monat Bananenmilch in der Pause verkauft, die für Lehrer und Schüler zu erwerben war. Ebenfalls gibt es im Lehrerzimmer durchgehend fairen Kaffee und auch im Bistro kann man fair gehandelten Kakao kaufen. Zusätzlich wird es auch noch Tee und faire Müsliriegel im Bistro geben.  Zwei Mal jährlich findet außerdem der Verkauf von fairen Blumen nach dem Motto: „Warum warten bis zum Valentinstag?“ in der Pause statt. All diese Produkte kann man seit dem Sommer 2019 an unserer Schule erwerben.

Nun zu dem vierten Kriterium. Hierbei musste in mindestens zwei verschiedenen Klassenstufen in zwei unterschiedlichen Fächern der faire Handel thematisiert werden. Im Schuljahr 2019/20 hat die Klasse 8a im Fach Bildende Kunst das lehrplangebundene Thema Kommunikation- Gestaltung eines Plakates durchgenommen, bei dem sie in einem theoretischen Teil Gestaltungsmerkmale eines Plakates sowie Informationen zu Fairtrade gesammelt haben. Danach kreierten sie in dem praktischen Teil, entweder in Einzel- oder Partnerarbeit ein Informations- oder Werbeplakat. Dieses haben sie mit Bildern und Überschriften verziert, wobei Überschriften wie „Fair ist mehr“ oder „Fairtrade ist Mehrwert“ entstanden sind. In dem selben Schuljahr hat die Klasse 8c in Englisch in nur vier Wochenstunden ein Theaterstück zum Thema Fairtrade entwickelt. Sie haben einzelne Themen an der Tafel fixiert und danach in ein individuelles Regiebuch eingetragen. Das Stück studierten sie ein und wollen es, sobald die Lage es wieder zulässt, auch noch aufführen. Die engagierte Klasse hat zudem in den Fächern Englisch, Französisch und Deutsch ein dreisprachiges, faires Kochbuch entwickelt. Zuerst informierten sie sich über die Fairtrade Produktpalette. Daraufhin hat jeder einen individuellen Rezeptvorschlag für das Kochbuch gemacht. Dieses Kochbuch wollen sie zudem an ihrer Theateraufführung verkaufen und den Erlös für einen guten Zweck spenden.

Im Schuljahr 2018/19 thematisierte die Klassenstufe 7 im Fach Evangelische Religion, die Nachhaltigkeit am Beispiel von Schokolade. Sie wurden mit dem Arbeitsalltag der Plantagenarbeiter in Südamerika konfrontiert, die für den Kakaobohnenanbau zuständig sind. Hier nahmen sie schnell die Missstände wahr und beschäftigten sich eingehend damit, was man dagegen tun könnte. Zudem haben sie selbst ein nachhaltiges Schokoladenrezept entwickelt und angewandt. Dabei haben sie festgestellt, dass nachhaltige Produkte mindestens genauso lecker schmecken und dabei sogar noch mit reinem Gewissen vernascht werden können.

Besonders zu betonen ist der Einsatz der ehemaligen 10a, die auch als Fairtrade Klasse ausgezeichnet wurde. Die Schülerinnen und Schüler haben in mehreren Fächern wie Erdkunde, Französisch, Englisch oder auch in Religion den Fairen Handel genau thematisiert und sich im Zuge dessen auch mit der Problematik der Modeindustrie auseinandergesetzt. Zusätzlich haben sie an verschieden Workshops teilgenommen, bei dem sie zum Beispiel faire T-Shirts mit themenbezogenen Statements beschriftet haben.

Des Weiteren hat die gesamte Schulgemeinschaft an der Vorstellung des Konzepts “Fairtrade School” teilgenommen. Hierbei wurde der faire Handel erläutert und Infos zum Nairobi Hope Theatre dargestellt. Durch diese Vorstellung wurde die Motivation vieler Schüler geweckt, sich auch außerschulisch für die Fairtrade Initiative zu engagieren.

Das fünfte Kriterium bezieht sich nun auf die größeren schulischen Aktionen, von denen wir als Cusanus-Gymnasium reichlich zu bieten haben. Angefangen bei der Aufführung des Nairobi Hope Theatres im Schuljahr 18/19 in unserer Aula. Die kenianischen Schauspieler haben ihren Probeort in Kariobangi, einem Slum-Viertel in Nairobi und erarbeiten gemeinsam mit ihrem österreichischen Regisseur Stephan Bruckmeier Theaterstücke zum Thema Fairness zwischen reichen und armen Ländern, im Handel und Konsum. Ihre Bühnenprojekte entstehen im kontinuierlichen Austausch mit Theaterschaffenden aus ganz Afrika und Europa. Unter dem Motto “Wasser” hat die Gruppe der gesamten Schulgemeinschaft mit ihrer multimedialen Bühnenshow eindrücklich vor Augen gehalten, dass es sich lohnt um Wasser zu kämpfen und man diese wertvolle Ressource unbedingt wahren und schätzen muss.

Eine weitere Aktion war die Etablierung unserer Kooperation mit der Milimani Primary School in Kenia im Juni 2019. Diese Zusammenarbeit beinhaltet regelmäßige Skype-Konferenzen über ausgewählte Themen und Austausch über Lebens- und Bildungssituation, die dann auch im Unterricht beinhaltet wurden und werden.

Ebenfalls im Juni hat die Fairtrade Klasse an unserem Spendenlauf selbstgemachte Müsli-Riegel aus fair gehandelten Zutaten und aus dem Sortiment des Eine-Welt-Laden, sowie eigens hergestellte Fairtrade-Limonade verkauft. Der Erlös dieses Verkaufs kam genauso wie der Erlös des Spendenlaufs – unglaubliche 25.000€ – der AG Misheni Moyo für ihre gemeinnützigen Projekte zugute.

Am 30.09.2019 wurde die Klasse 10a dann schließlich als Fairtrade Klasse ausgezeichnet. Bei der Verleihung auf dem Wendalinushof waren um die 200 Zuschauer anwesend und es folgte auch ein Bericht über den Einsatz der Schülerinnen und Schüler in der Saarbrücker Zeitung. An dieser Stelle ist auch nochmal ausdrücklich Wynnie Kangwana Mbondyo zu erwähnen, die die Klasse als Fairtrade-Referentin im Auftrag von Trans-Fair e.V. begleitet und in ihrem Vorhaben unterstützt hat. Durch ihr Engagement haben die Schülerinnen und Schüler erst richtig erfahren, was Fairtrade bedeutet, warum es dringend notwendig ist und wie sie es auch in ihren Alltag integrieren können.

Den Abschluss eines erfolgreichen Jahres im Zeichen von “Fairtrade” bildete unsere Weihnachtsmarktaktion. Hier haben wir auf dem St. Wendler Weihnachtsmarkt sehr erfolgreich fair gehandelte Produkte wie Schokolade, Kaffee, Kakao und Tee, aber auch Geldbörsen aus dem Sortiment des Eine-Welt-Ladens verkauft, der uns im Gegenzug beim Verkauf unseres fairen, selbstgemachten Fruchtaufstrichs unterstützt hat. Die engagierten Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und Mitglieder der AG Misheni Moyo haben ausschließlich positives Feedback erhalten, sodass es uns auch durch Mundpropaganda gelungen ist, Werbung für den Eine-Welt-Laden und das Konzept “Fairtrade” generell zu machen.

Auch in diesem Jahr waren einige Aktionen geplant, die leider pandemiebedingt abgesagt werden musste. Davon lässt sich unsere Schulgemeinschaft allerdings nicht unterkriegen und so sind schon neue Projekte in Planung, die wir coronakonform umsetzen können. Denn auch eine Pandemie kann, darf und wird uns Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer des Cusanus-Gymnasiums nicht daran hindern, uns weiterhin für fairen Handel einzusetzen.

Wir sind alle unglaublich stolz, dass wir dazu beitragen konnten, dass unsere Schule als Fairtrade School ausgezeichnet wurde und somit auch der Landkreis St.Wendel seinem Ziel, ein Fairtarde Landkreis zu werden, ein Stück näher kommen konnte – denn wie heißt unser saarländisches Motto so schön: “Großes entsteht immer im Kleinen”.

Lisa Becker und Annika Bick, Fairtrade-Team: Cusanus For Future!