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Nachhaltige Stadtführung – Future Fashion Tour

Geschrieben von ESG Filderstadt

Im Juli 2023 nahm die AG Fairer Handel an der nachhaltigen Stadtführung in Stuttgart zum teil. Themen:

Wo kann ich stylische öko-faire Kleidung kaufen? Welchen Textilsiegeln kann ich wirklich trauen? Was kann ich mit Kleidung machen, die ich nicht mehr trage?

Diesen und vielen weiteren Fragen geht die sogennannte Future Fashion on Tour nach, die in mehreren Städten angeboten wird (https://www.futurefashion.de/angebote/future-fashion-on-tour/)

Neben modernen, ökofairen Läden & Second Hand Shops wird auch bei jungen Designer*innen und Modelabels Halt gemacht, die bspw. Reststoffe der Textilindustrie nutzen und im eigenen Laden nähen.

Hier der ausführliche Bericht einer teilnehmenden Schülerin:

Die AG Fairer-Handel auf einer nachhaltigen Reise

Bekannte Marken, hohe Preise und gutes Aussehen, diese drei Faktoren beeinflussen eigentlich jederzeit unser Kaufverhalten. Dabei sorgen sich die Menschen immer wieder, um was andere von einem halten werden.

Gut ist selten günstig. Das gilt insbesondere auch für Kleidungsstücke. Große Modeketten geraten oft in die Schlagzeilen. Um die Preise niedrig zu halten, sparen sie etwa an den Lohnkosten der Mitarbeiter im Ausland oder auch an umweltschonenderen, aber teuren Herstellungsverfahren.

Es gibt aber Alternativen und darauf möchten wir, das Team der Fairer-Handel AG des Elisabeth-Selbert-Gymnasiums in Filderstadt, mit einer nachhaltigen Shoppingtour durch Stuttgart, aufmerksam machen. Denn von den Produktionsbedingungen bis zur Entsorgung von alter Kleidung können Konsumenten Einfluss nehmen: beim Kauf von fair produzierter und ökologischer oder Second-Hand-Kleidung, mit Kleidertausch-Partys wie an unserer Schule oder mit Upcycling.

Die Tour stellt verschiedene Möglichkeiten vor und beantwortet Fragen wie: Welchen Textilsiegeln kann ich wirklich trauen? Sind Second-Hand Klamotten so gut wie andere neue? Wie viel Geld muss ich zum Beispiel für ein Shirt ausgeben, dass gerade im Trend ist aber doch nur noch 15-mal von mir getragen wird? Kümmert es die Leute überhaupt wie ihre Kleidung hergestellt oder angeliefert wird und wie viel Geld wirklich bei den Erzeugern landet? Wie schwer ist es wirklich fair gehandelte beziehungsweise gebrauchte Kleidung in einer Stadt zu finden?

Nachdem wir auf theoretischer Basis im Unterricht diese Fakten geklärt hatten, beschlossen wir kurz vor den Ferien durch den Vorschlag unseres Lehrers Herr Gottwald, die Future Fashion Tour in Stuttgart zu belegen, eine etwas andere Stadttour, die uns als ein sehr guter Abschluss unseres bisherigen Themas erschien.

Auf unsere „Reise“ zum Thema nachhaltiger Modekonsum möchten wir gemeinsam Orte in Stuttgart kennen, die faire, ökologische, Secondhand, upgecycelte oder getauschte Mode zum Thema machen, lernen außerdem etwas über einen sinnvollen Umgang mit Textilien zum Beispiel bei der Diskussion über Fragen wie: Wohin mit ausgedienten Kleidungsstücken?

Neben modernen, ökofairen Läden wird auch bei jungen Designerinnen und Designern sowie Modelabels Halt gemacht, die zum Beispiel Reststoffe der Textilindustrie nutzen und im eigenen Laden nähen.

Empfangen wurden wir von zwei sehr netten Damen, die uns zuerst Fragen zum Thema ,,Kleidung“ stellten und somit sehen konnten, wie gut wir uns schon in diesem Bereich auskannten. Überraschend waren die Wege, die wir in der Stuttgarter Innenstadt einschlugen, und die Läden unterschiedlicher Größe, die man vorher vielleicht nie beachtet hatte. So gibt es einmal den Weltladen, vor allem mit fairen Lebensmitteln bestückt, dann Läden mit fair gehandelter Kleidung und in einer Shopping Mall, ein Second Hand-Laden, der wesentlich belebt erscheint. Die Kleidung ist hier teilweise günstig – trotz sehr guter Qualität. Hier wird uns die Vorliebe vielen Menschen vor das Auge geholt, dass gebrauchte Kleidungsstücke nicht so sehr begehrt werden, wie die nigelnagelneuen Teile an der Modestange, auch dann nicht,  wenn  dabei viele Klamotten, Schuhe und Taschen Markensachen  sind. Interessiert laufen wir durch die Gänge, und dabei werden wir von unseren Guides ermutigt Sachen zu kaufen, die uns gefallen.

Letztes Ziel unserer Tour an diesem heißen Nachmittag war die ,,Kleiderei“, mit Abstand einer der spannendsten Orte der Tour, der so nicht oft vorkommt. Kurz bevor wir in den Laden eintreten, holen unsere Guides eine Pappschachtel hervor, in deren kreisförmigen Öffnungen verschiedene Materialien sich befinden, wie Holz, Watte. Denn Lyocell, der Stoff aus einer der Öffnung unter dem Markennamen Tencel zu finden ist, wird seit Ende der 1980-Jahre industriell aus Eukalyptusholz hergestellt. Alle Herstellungsstadien vom zerkleinerten Holz bis hin zum fertigen Garn konnten wir in der Schachtel betrachten. Das Gute dabei ist, dass das Verfahren sich durch seine Umweltfreundlichkeit auszeichnet. Der Eukalyptusbaum, aus dem Lyocell gewonnen wird, kann ohne Pestizide und ohne künstliche Bewässerung (braucht 15-mal weniger Wasser als Baumwolle) angebaut werden. Wer also nachhaltig sein will, kann auch Tencel-Kleidung kaufen.

Der Stoff der Zukunft, Tencel, hat viele Vorteile, wie zum Beispiel die Regulierung von Feuchtigkeit und Temperatur auf natürliche Weise, was auch dem Bakterienwachstum entgegenwirkt. Er ist nicht nur atmungsaktiv, sondern auch saugfähiger als Baumwolle und zudem auch noch robust und reißfest. Seidekokons dürfen wir in die Hand nehmen und das weiche Gehäuse der Seidenraupen bestaunen. Wenn der Seidenspinner-Schmetterling dann schließlich schlüpft, ist der Kokon natürlich nicht mehr ganz und der Seidenfaden nicht so lang. Viele Firmen würden somit enorme Verlust machen und Material aus den Fingern gleiten lassen. Um das Schlüpfen zu verhindern, töten diese Unternehmen tausende der Raupen schon in den Kokons. Die Firma Peace Silk, für die jedes Insektenleben wertvoll ist, lassen die Tiere schlüpfen, um nachhaltige Seide anzubieten. Das Thema überrascht uns, es ist ein unsichtbarer Fakt, mit dem wir Käufer viel durch unser Kaufverhalten verändern können, es jedoch aufgrund von fehlendem Wissen nicht in Betracht ziehen.

In der „Kleiderei“ wurden wir herzlich begrüßt, und erfuhren, dass die Besitzerin ein solches Geschäft geöffnet hat, weil sie darüber bewusst zu sein scheint, dass viele Klamotten nur ein paar Male angezogen werden und sieht die Käufe als Verschwendung. In ihrem Laden, kann man sozusagen Kleidung „mieten“: Für einen gewissen Monatsbeitrag kann man das gewünschte Kleidungstück mitnehmen und so oft benutzen, wie man es benötigt. Dies sorgt für eine glückliche und belebte Kundschaft, die sich jetzt nicht mehr Sorgen machen muss, was mit dem Kleid passiert, dass nicht mehr gebraucht wird oder wo die Hose landet aus der man herausgewachsen ist.

Nachhaltige Mode zu konsumieren, heißt zu hinterfragen, wo sie produziert wurde und unter welchen Bedingungen. Es heißt aber auch sich zu übrlegen: „Gebe ich einmal Geld für ein hochpreisiges Kleidungsstück aus, das mich lange begleiten wird, oder kaufe ich mir für den gleichen Betrag jedes Jahr eine neue Jacke bei deren Herstellung ökologische und der soziale Standard eine geringe Rolle gespielt haben?“

Das Verständnis von nachhaltiger Mode ist eine zukunftsfähige Mode – Future Fashion steht für diese Fragen und dieses Bewusstsein, für Informationen und eine offene Diskussion über mehr ökologische und soziale Gerechtigkeit bei Mode. Und als wir am Ende des Tages zu unserer Schule zurückkehrten, wünschten wir uns, dass andere Leute genau wie wir auf neue Möglichkeiten treffen, die Welt durch ihr Handeln ein klein wenig besser zu machen.

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ESG Filderstadt

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