Musikvideo

https://www.youtube.com/watch?v=4D6mFogePbc

Vorgeschichte

Das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Köln wurde am 15.11.18 als Fairtrade-School ausgezeichnet. Zur Auszeichnungsfeier wurden zwei international bekannte Aktivistinnen eingeladen, die im Rahmen ihrer von FEMNET organisierten Rundreise durch Deutschland auch Station am HvB eingelegt haben: Kalpona Akter aus Bangladesch und Khin Nilar Soe aus Myanmar, die sich in der Bekleidungsindustrie für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. Auf das Thema Fairtrade sind wir über FEMNET gekommen, die in der Weltbürger-AG von Frau van Rahden Workshops zum Thema Faire Mode durchgeführt haben. Durch die Workshops ist in der AG der Wunsch entstanden, uns für das Thema Frauenrechte und Fairtrade einzusetzen, was zur Gründung eines Fairtrade-Schulteams und nach zahlreichen Aktionen zur Auszeichnung als Fairtrade-School geführt hat.

Zur Auszeichnungsfeier haben wir unter anderem auch Frau Keller-Lauscher von Plan International eingeladen, die gemeinsam mit Eine-Welt Stadt Köln den Cologne Song Contest organisiert, der jedes Jahr ein anderes der 17 Nachhaltigkeitsziele zum Thema hat. Im Jahr 2019 war es das 5. Ziel: Geschlechtergleichheit. Frau Keller-Lauscher war genauso beeindruckt wie wir von den Erzählungen von Frau Akter und Frau Soe im Rahmen der Auszeichnungsfeier am HvB. Sie war auch angetan von der Idee des Kurses Praktische Philosophie von Frau van Rahden in der damaligen Stufe 6, ein Lied über Kalpona Akter, der Aktivistin aus Bangladesch, und das Unglück des Einsturzes von Rana Plaza zu schreiben. Daher hat sie angeboten, einen Workshop mit einem Musiker zu finanzieren. Der Satz „So ein Leben will doch niemand“ ist ein Zitat von Kalpona Akter. Die Kinder fanden den Satz so eindrücklich, dass sie ihn für den Refrain und letzten Endes auch als Titel des Liedes genommen haben. Dieses Lied haben wir beim Cologne Song Contest eingereicht und wir wurden gemeinsam mit vier weiteren Gruppen ausgewählt. Der Kurs erhielt ein Coaching der lokalen Band „Rockemarieche“, die die Schüler*innen für den Auftritt beim großen Finale am 4.7.2019 in Köln vorbereiteten. Die Songs wurden auf CD gebrannt und weitere Aufführungen – z.B. bei der Fairtrade Night 2019 in Köln – fanden statt. Die Kinder und Zuhörer waren von der Thematik nachhaltig so berührt, dass noch im gleichen Jahr die Idee aufkam, ein Musikvideo zu realisieren. Ziel war es, das Thema zu visualisieren, um es für ein breiteres Publikum nachfühlbar und verständlich zu machen. Geplant war ein Musikvideo, in dem die Kinder und Jugendlichen des PP-Kurses vor der Kamera den Song performen und das Thema veranschaulichen. Die Bildebene sollte einerseits als Informationsebene (Daten, Fakten, Claims, Fotos, Archivmaterial über Rana Plaza, Arbeitsbedingungen und Auftritte von Kalpona Akter), andererseits zur emotionalen Unterstützung genutzt werden.

Dreh

Zur Realisierung konnten wir die Mutter einer Schülerin des PP-Kurses und Regisseurin/Produzentin Frau Ehrhardt und die Szenenbildnerin/Produzentin Frau Ilius-Hussong gewinnen, die im Rahmen von WIR MACHEN FILM jahrelange Erfahrung in vor allem sozial engagierten Projekten mit Kindern und Jugendlichen mitbringen. Sie hatten schon einige Musikvideos, u.a. mit geflüchteten Jugendlichen, die über ihre Gefühle singen, oder dem Gebärdenchor Hands up, gedreht. Dass dieses Projekt so professionell umgesetzt werden konnte, ist vor allem dem (ehrenamtlichen) Engagement aller Beteiligten und der Unterstützung von Firmen wie Camcar zu verdanken, die das Projekt Dank Einsatz des Kameramannes Malte Hafner mit professionellem Equipment zu Low Budget Preisen gefördert haben. 

Nachdem genügend Drittmittel angefordert wurden, sollte der Dreh im Frühjahr 2020 durchgeführt werden. Aufgrund der Pandemie mussten wir das Projekt immer wieder verschieben und die Anträge erneut stellen. Im Herbst 2021 konnte der Dreh dann endlich stattfinden, allerdings unter erschwerten Bedingungen, da der PP-Kurs nicht mehr von Frau van Rahden unterrichtet wurde und wir zudem ein strenges Hygienekonzept beachten mussten. Einige Schüler*innen des ehemaligen PP-Kurses konnten sich weiterhin in ihrer Freizeit beteiligen, aber es mussten weitere Kinder gefunden werden, die sich in diesem Projekt engagieren wollten. In erster Linie kamen Schüler*innen der Weltbürger-AG hinzu. An mehreren Nachmittagen und an einem gesamten Vormittag kamen die Filmemacherinnen zur Schule, um gemeinsam mit den Kindern aus unterschiedlichen Klassen der Stufen 5-9 den Dreh vorzubereiten. Am Wochenende des 25. und 26. September 2021 war es dann endlich so weit. In einer Halle im Großmarkt Köln wurde ein aufwendiges Bühnenbild aufgebaut, das wir für jede Strophe umgestaltet haben. Für uns war dies ein eindrückliches Erlebnis. Da durch die Pandemie viel Zeit zwischen der damaligen Aufnahme des Songs und den nunmehr 2-3 Jahre älteren Kindern, die vor der Kamera performten, vergangen war, musste auch unser Lied neu aufgenommen werden. Wir bekamen die Unterstützung eines Tonstudios, in dem alle Stimmen aufgenommen wurden und der Song professionell gemischt und ausgereifter vertont werden konnte. Hierzu konnten wir als Unterstützer der männlichen Stimmen zwei Schüler aus der Q1 gewinnen.

Kalpona Akters Botschaft an uns haben wir ans Ende des Videos geschnitten: „Don’t feel guilty – it is not your fault! Change your guilt into anger and raise your voices to be heard!”

Wir haben uns “The Voices“ genannt, weil uns die Umstände von Frauen in der Textilbranche wütend macht und wir mit dem Video unsere Stimme erheben, die von möglichst vielen gehört werden soll. Wir danken jedem, der dazu beiträgt, das Video zu verbreiten. 

Ziele

Als langjähriger Teilnehmer an der Kampagne „Schule der Zukunft – Bildung für Nachhaltigkeit“ des Landes NRW ist es dem HvB ein Anliegen, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN zu schaffen und die Umsetzung der Agenda 2030 zu unterstützen. Mit diesem Lied haben wir vor allem die SDGs 4, 5, 8 und 12 im Blick. Durch das Musikvideo wollen wir aufklären über die Situation der Näher*innen in Ländern wie Bangladesch, den schwierigen und vorbildlichen Einsatz von Aktivist*innen wie Frau Akter und Frau Soe und unsere Möglichkeiten etwas zu ändern. Unser Ziel ist es, möglichst viele junge Menschen zu erreichen, um die Integration von globalem, interkulturellem sowie nachhaltigkeits- und entwicklungsbezogenem Lernen innerhalb und außerhalb der Schule zu fördern und die Notwendigkeit der eigenen Verantwortung und Teilhabe an der Einen Welt an unsere jungen Bürgerinnen und Bürger zu vermitteln sowie zu eigenem Engagement anzuregen.

Die Botschaft der Schüler*innen, dass ökologische und soziale Kriterien sowie Gendergerechtigkeit in der Textilbranche eingehalten werden muss, richtet sich auch an Unternehmen, um sie für ihre gesellschaftliche Verantwortung in nachhaltigkeits- und entwicklungsbezogenen Zusammenhängen zu sensibilisieren. Die am Projekt beteiligten Schüler*innen konnten ihre Selbstwirksamkeit erfahren, da sie mit ihrer Mitwirkung einen Beitrag an der Schaffung eines fairen internationalen Handels leisten.