Seit September 2015 beschäftigt sich der Grundkurs Latein 12 mit Sallusts Coniuratio Catilinae. Für den Historiker Sallust bedeutete das Ende der Punischen Kriege 146 v. Chr., einen Wendepunkt in der römischen Geschichte. Während Sallusts Schwerpunkt auf dem anschließenden moralischen Verfall der römischen Gesellschaft liegt, zeigen sich auch auffällige Parallelen zu Fehlentwicklungen unserer Zeit: Denn nach dem 3. Punischen Krieg wurden die Kriegsgewinne ungleich verteilt, sodass die reichen Großgrundbesitzer immer reicher wurden, während viele Kleinbauern verarmten, weil sie ihr Land nicht mehr profitabel bewirtschaften konnten. Dies führte innerhalb weniger Jahre zu einer großen Landflucht und der Bildung eines Proletariats in Rom. Tiberius Gracchus versuchte 133 v. Chr. diesen Prozess durch eine Agrarreform aufzuhalten und umzukehren, die den Kleinbauern wieder ein Stück Land zurückgeben sollte. Dadurch hätten sie sich und ihre Familien wieder selbst ernähren können, statt dem Staat zur Last zu fallen. Außerdem hätte sich die Lage in Rom entspannt, die auf Aufstände und Bürgerkrieg hinsteuerte. Die Reform wurde jedoch von den mächtigen Landbesitzern verhindert, Tiberius Gracchus wurde ermordet. Mittelfristig führte das Scheitern seiner Landreform zu einem Jahrhundert der Bürgerkriege in Rom.

Um die Aktualität des antiken Themas zu verdeutlichen, wurde anschließend in einem Exkurs das Thema Fairtrade behandelt. Dabei zeigte sich, dass es auch heute viele Parallelen zur Lage in Rom gibt: Bauern bekommen keinen fairen Lohn für ihre Arbeit, müssen ihr Land aufgeben und strömen in die Slums der Großstädte. Auch die weiteren Folgen ähneln dem historischen Muster: Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Aufstände und Bürgerkrieg, keine Zukunft für die junge Generation. Im Unterschied zu einer Landreform, die wir nicht beeinflussen können, läge ein Lösungsansatz heute im fairen Welthandel: bekämen die Bauern mehr Geld für ihre Produkte, könnte die Landflucht eingedämmt werden und die Kinder in Schulen geschickt werden, um selbst einmal eine bessere Zukunft zu haben.

Da mehrere SchülerInnen des Lateinkurses auch im Fairtrade-Team der Schule engagiert sind, konnten sie anschließend die gewonnenen Erkenntnisse auch in die Praxis umsetzen und verkauften mit ihrem Team fair gehandelte Produkte im Foyer der Schule.