In den fairen Wochen (vom 15. bis 29. September 2017) besuchten die Eduard-Stieler-Schule Fulda zwei Kolumbianerinnen, die für das FAIRTRADE-System tätig sind. Zum einen Sandra Palacios Martínez, die schon als 18-Jährige die Kaffeefarm ihres Vaters übernahm und damit als Frau vor großen Herausforderungen stand, und zum anderen Sol Maria Toro Arcos, die als Koordinatorin im Produzentennetzwerk CLAC für Kolumbien arbeitet. Sie unterstützt die Produzentinnen und Produzenten in ihrer Region mit Rat und Tat in Sachen Zertifizierung Fortbildungen und Finanzierungsmöglichkeiten.

Beide Frauen berichteten vor ca. 120 Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften der Eduard-Stieler-Schule über ihre Tätigkeiten und Erfahrungen rund um den fairen Handel. Die Veranstaltung organisierte die Weltladen AG der Eduard-Stieler-Schule unter Regie von Christian Quanz.

Sandra Palacios Martínez ist Leiterin der Organisation Cooperativa de Caficultores y Agricultores de la Sierra Nevada de Santa Marta, kurz: COOAGRONEVADA. Die Kooperative wurde 2007 von einer kleinen Gruppe Kaffeeproduzenten und deren Familien gegründet. Sie liegt in der gebirgigen Region Sierra Nevada, im Norden Kolumbiens an der karibischen Küste. Im Laufe der Zeit ist die Mitgliederzahl der Organisation auf 78 Familien gewachsen. Besonders am Herzen liegt Sandra Palacios die Förderung und Beteiligung von Frauen im Kaffeegeschäft. Bereits heute sind in der Kooperative Frauen zu einem Drittel aktiv vertreten.

Seit 2010 ist COOAGRONEVADA Fairtrade-zertifiziert und fördert seine Mitglieder in der Kaffeeproduktion durch Weiterbildung. Ziel ist die beste Produktqualität und Ansehen am nationalen und internationalen Kaffeemarkt zu erreichen. „Ich bin stolz auf das Wachstum und die weltweite Anerkennung des Fairtrade-zertifizierten Kaffees von COOAGRONEVADA in den letzten sieben Jahren. Mit dem Kauf von unseren Produkten unterstützen Konsumenten die Verbesserung der Lebensqualität von Kleinbauernfamilien und den Schutz der Umwelt.“ – Sandra Palacios Martínez.

Darüber hinaus fördert die Kooperative eine umweltschonende Produktion und Biodiversität im Anbau, basierend auf dem Prinzip der Agroforstwirtschaft. So wächst der Kaffee zwischen einer Vielzahl verschiedener Bäume und Gewächse, wie beispielsweise Bananenstauden, Walnuss-, Avocado- und Orangenbäumen.

Fairtrade bedeutet für COOAGRONEVADA ethische Handelsbeziehungen aufzubauen und das Leben der an der Produktion beteiligten Menschen und Familien zu verbessern. Durch die Fairtrade-Prämien konnten sie bereits verschiedene Projekte verwirklichen, wie z.B. die Steigerung der Produktqualität und Ressourcenschutz. So wurde ein Wasseraufbereitungssystem entwickelt, welches nur 5 statt 40 Liter Wasser zur Reinigung eines Kilos grüner Kaffeebohnen verbraucht.

Sol Maria Toro Arcos arbeitet als Koordinatorin im Produzentennetzwerk CLAC für Kolumbien. Sie unterstützt die Produzentinnen und Produzenten in ihrer Region mit Rat und Tat in Sachen Zertifizierung Fortbildungen und Finanzierungsmöglichkeiten. Für Sol Maria Toro stehen die Stärkung der kolumbianischen Produzenten und die Verbesserung der Lebensumstände an erster Stelle. Fairtrade spielt dabei eine entscheidende Rolle.

„Fairtrade ist nicht nur ein Zertifikat für Produzenten – es bedeutet eine Veränderung der Lebensumstände! Fairtrade ist Teil meines Lebens sowie Teil des Lebens unserer Produzentnen. Ich habe gesehen, wie sie Tag für Tag auf der Suche nach Stärkung sind, um ein würdevolles Leben zu erreichen.“- Sol Maria Toro.

Die CLAC ist das traditionsreichste Fairtrade-Produzenten-Netzwerk und als Organisation zuständig für Kleinbauernkooperativen in Lateinamerika und der Karibik. 1996 gegründet, vertritt das Netzwerk diese von einem Verwaltungsbüro in El Salvador aus. Von dort aus managt die CLAC die Beratungs- und Unterstützung Angebote für die Produzentenorganisationen und kümmert sich auch um die politische Lobbyarbeit in Lateinamerika. In den einzelnen lateinamerikanischen Ländern sind die Produzentenorganisationen außerdem in unabhängigen, nationalen Netzwerken organisiert, den sog. „Coordinadoras nacionales“.