„Chat der Welten“ Kl. 7b mit Kolumbien

Im Rahmen eines „Chats der Welten“ bekommt die Klasse 7b Ev. Religion des TSG im Schuljahr 2016-17 einmal im Monat Besuch aus Freiburg und erlebt ganzheitliches und interkulturelles Lernen, ganz im Sinne unseres Club-of-Rome-Profils, gerade am eigenen Leibe: Bildungsreferentin Johanna Menzinger behandelt mit den Schüler*innen das Global-Thema Gerechtigkeit. Und das bleibt nicht abstrakt, denn die Klasse hat „echten“ Kontakt mit einer Schule in Kolumbien (Colegio María Auxiliadora Medellin) aufgenommen. Es sind schon zahlreiche Emails, Briefe und Videos zwischen St. Georgen und Medellin hin- und hergeschickt worden, in denen sich die Schüler*innen nicht nur kennen lernen, sondern sich auch über bestimmte Aspekte des Themas (Un-)Gerechtigkeit, Fairer Handel, Kinderarbeit etc. austauschen. 

Besonders schön ist nun, dass sich der Kontakt nicht nur auf digitaler/ virtueller Ebene abspielt, sondern die Klasse gleich zweifach „echten“ Besuch aus Kolumbien empfangen durfte: Im Dezember reiste Lehrer Wolf Wilms mit einer vierköpfigen Schülergruppe in den Schwarzwald, und im Januar kamen zwei kolumbianische Studentinnen zu Besuch, die gerade ein Gastsemester an der Universität Heidelberg absolvieren. Diese Begegnungen hinterließen nachhaltigen Eindruck auf allen Seiten, wie sich den unten stehenden Berichten und Zitaten der deutschen Schüler*innen sowie dem Blogeintrag der Kolumbianer*innen (Blog Pasch Andina, deutschsprachige Schulen in Südamerika) entnehmen lässt.

Im weiteren Verlauf des Projekts werden sich sowohl die deutschen als auch die kolumbianischen Schüler*innen mit den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen von 2015 auseinandersetzen – und sich praktisch überlegen, was das für sie persönlich, für ihre Schule und ihre Stadt heißen könnte. Die dabei entstehenden konkreten Projekte werden sich die Schüler*innen auf einer Internet-Plattform gegenseitig vorstellen. Und im April ist eine Skype-Konferenz anberaumt, bei der die Schüler*innen Fragen und Anregungen direkt austauschen können.

Dezember2016/ Januar 2017: Das TSG bekommt Besuch aus Kolumbien

Jannik Schachtmann und Cheyenne Christmann erzählen von den Besuchen:

Jannik:

„Die ganze Klassenstufe 7 hatte sich schon darauf gefreut: Besuch aus Kolumbien! Am Tag, bevor die Kolumbianer mit in die Schule kamen, durften einige von uns mit ihnen in die Stadt gehen und St. Georgen zeigen, nachdem sie zuerst bei der Fair-Trade-AG zu Gast waren. Schon dort machten sie einen guten Eindruck auf uns, obwohl sie  2-4 Jahre älter als wir waren. Nach der Stadt-Tour spielten wir mit unseren Gästen Tischkicker und redeten. Danach übernachteten die Kolumbianer in den deutschen Gastfamilien.
Am Freitag, 16.12. waren die Kolumbianer bei der 7b in der Schule dabei. In Religion übergaben wir als erstes unsere Geschenke, die wir gebastelt hatten. Danach redeten wir über Kolumbien und machten Standbilder rund um das Thema (Un-)Gerechtigkeit. In Sport machten die Kolumbianer für uns eine Aufführung, bei der sie tanzten und sagen. Dann spielten die Jungs Fußball zusammen, und die Kolumbianerinnen tanzten mit den Mädchen. In Englisch machten unsere Gäste eine Präsentation über Kolumbien, die sehr interessant war. Nach dem Unterricht teilten sie noch Briefe der anderen Kolumbianer, mit denen wir schon Kontakt gehabt hatten, aus. Danach mussten sie schon gehen. Aber insgesamt war alles sehr sehr cool.“

Cheyenne:

„Am 13. Januar 2017 kamen aus Kolumbien zwei Studentinnen, Estefania Cordoba und Carolina EcheverriTodo zu uns zu Besuch. Im Moment studieren die beiden an einer Hochschule in Heidelberg. Mit einer Powerpoint-Präsentation machten sie den Schülern des TSG deutlich, wie schwer es ist, als Straßenkind zu leben. Sie erklärten viel zu dem Begriff Patio 13, zu Drogen sowie zum Tagesablauf eines Straßenkindes in Kolumbien. “Patio 13″ ist eine Hilfsorganisation, die mit Straßenkindern arbeitet, diese schulisch unterrichtet und pädagogisch hilft, erklärte Estefania.

Danach zeigten die beiden einen Tanz, mit dem sie die Kinder auf den Straßen zusammenrufen. Es tauchten verschiedene Fragen auf; so z.B. ‘Kommen immer dieselben Kinder?” oder “Kennt ihr jemanden, der Drogen genommen hat?‘. Carolina erklärte, dass nicht immer dieselben Kinder zu ihnen kommen und dass Drogen nicht öffentlich konsumiert werden.

Kolumbien exportiert mehr Drogen, als im eigenen Land genutzt werden. Viele Drogenbosse oder Banden können damit reich werden. Auch Kinder benutzen Drogen; ihre Droge wird als Schuhkleber verkauft, ist allerdings dafür untauglich. Wenn Kinder an dieser Substanz riechen, haben sie kein Hungergefühl mehr.

‚Warum gibt es in Kolumbien so viele Straßenkinder?‘, war die nächste Frage einer Schülerin. Das kann viele Gründe haben, antworteten die zwei Studentinnen. Manchmal fliehen Kinder von zu Hause, oder ihre Familien schicken sie sogar fort, da die Hungersnot zu groß ist. Kinder fliehen auch, weil sie geschlagen oder sexuell misshandelt werden.

Die beiden erzählten uns noch viele Geschichten rund um dieses Thema. Es war sehr interessant.“

 

O-Töne der deutschen Schüler nach dem Besuch: Was bleibt Euch?

„Ich fand es sehr spannend und cool, neue Personen aus einem anderen Kontinent kennen zu lernen und von denen zu hören, wie es dort ist. Das Tanzen und Singen mit ihnen hat auch Spaß gemacht.“

 „Das Zusammenarbeiten mit den Kolumbianern war sehr schön. Der Austausch von Ungerechtigkeit war interessant. Die Offenheit der Kolumbianer war beeindruckend. Die vielen Erlebnisse zu hören war sehr interessant und auch oft erschreckend.“

„Ich fand gut zu erfahren, wie es in ärmeren Familien aussieht. Sie kennen zu lernen war toll.“

 „Dass, wenn man arm ist, auch glücklich sein kann!!! Dass man sehr begabt sein kann. Man muss es nur herausfinden!“

„Man merkt dann wieder so richtig, wie gut es einem geht, wenn man die Verhältnisse manch anderer sieht. „

 „Man hat gelernt, dass man nicht nur an sich selbst denken sollte!!!“

„Mich hat schockiert, dass die Kolumbianer in ihrem eigenen Dorf/ Stadt Kinder haben, die arbeiten gehen und auf der Straße leben müssen und nicht in die Schule gehen dürfen.“

 „Ich fand gut, dass sie uns so viel über Kolumbien erzählt haben, z.B. über den Krieg oder über Drogen. Sie waren auch sehr offen. Wir haben uns auch über deren Präsentation bzw. Tänze gefreut.“

„Ich fand es sehr schön, dass sie so offen, nett und lustig waren, und mich hat es gewundert, wie viele Schimpfwörter sie auf Deutsch konnten.“ 

 „Wenn ab jetzt noch einmal Ausländer zu Besuch kommen, würde ich nochmal einen nehmen, da es spannend, lustig und lehrreich war.“

„Ich würde mir wünschen, dass wir in Kontakt bleiben und sie uns, oder wir sie, besuchen!“