„Das Spiel von der subversiven Macht des Geldes, indem der Mensch den Wahn demonstriert, dass alles auf der Welt käuflich ist, selbst die Gerechtigkeit, hat für Zuschauer und Leser bis heute seine Anziehungskraft nicht verloren.“
(Payerhuber, Franz-Joseph (2012): Friedrich Dürrenmatt. Der Besuch der alten Dame. Reclam Lektüreschlüssel, 7).

– diesem Eindruck von der Aktualität von Der Besuchs der alten Dame folgend, beschäftigte sich in diesem Jahr der 10. Jahrgang am Peter-Paul-Rubens Gymnasium im Rahmen des Deutschunterrichts mit Dürrenmatts „Klassiker“. Dabei standen neben den üblichen Personencharakterisierungen, -konstellationen und Szenenanalysen eben auch die dem Text inhärenten Themen „Gerechtigkeit“ und „Moral“ in modernen/globalisierten Zeiten im Fokus des Unterrichts. Am Ende der Unterrichtsreihe waren die Schülerinnen und Schüler insofern aufgefordert, sich in Form einer literarischen Rezension eine Meinung zur „Wertigkeit“ dieses vermeintlich „alten Schinkens“ deutscher Literatur zu bilden. Nicht wenigen erschien hier insbesondere die „Moral(-keule)“ Dürrenmatts als zu offensichtlich, schließlich kenne man doch die moralischen „Fallstricke“ des modernen Lebens: Billigkleidung aus Fernost, hergestellt unter unwürdigen Produktions- und Arbeitsbedingungen, Handys von der globalen „Werkbank“ China, produziert mit Billiglöhnen oder Nahrungsmittel aus Massentierhaltung – und alles, damit wir zu den günstigsten Preisen konsumieren können.

Wie unscheinbar versteckt aber vielleicht doch diese angeblichen „Offensichtlichkeiten“ sein können, konnte der oekoplusfair-Kampagnenfilm „agraprofit – faire Preise – volle Transparenz“  (https://www.youtube.com/watch?v=pgCD-4Q-4Wo) den gespannten Diskutanten vor Augen führen; er diente als Einstieg in die Abschlussdiskussion über die Möglichkeiten und Grenzen im persönlichen Handeln jedes Einzelnen angesichts globaler Ungerechtigkeiten.

Unser Fazit – ebenso einfach wie entlarvend – entsprach schließlich demjenigen der letzten „Kundin“ am „adrarprofit“-Verkaufsstand, die es mit „Berliner-Schnauze“ wie folgt beschrieb:

Ja, aber wenn man wat anders machen will, dann muss man doch schon det anders machen – oder?“

So einfach kann das sein: Man muss es einfach tun, jeder einzelne, mit kleinen Schritten, jeden Tag.

Uns komme eben nur noch die Komödie bei, schrieb Dürrenmatt vor rund 60 Jahren in seiner Theaterkonzeption.

Wer den oekoplusfair-Kampagnenfilm gesehen hat, könnte ihm wohl auch für heute Recht geben.

Pohl, 11.02.17