Die Französische Revolution und die Dritte Welt

 

Im Rahmen der Behandlung der Französischen Revolution im Unterricht des Leistungskurses Geschichte 12 wurde die berühmte Schrift „Was ist der Dritte Stand“ von E. Sieyès auf die heutige Dritte Welt übertragen:

E. Sieyès: Was ist der Dritte Stand? (Januar 1789)

Der Plan dieser Schrift ist ganz einfach. Wir haben uns drei Fragen vorzulegen.

1. Was ist der dritte Stand? ALLES.

2. Was ist er bis jetzt in der politischen Ordnung gewesen? NICHTS.

3. Was verlangt er? ETWAS ZU SEIN:

Erstes Kapitel

Der Dritte Stand ist eine vollständige Nation.

(…) Was ist eine Nation? Eine Körperschaft von Gesellschaftern, die unter einem gemeinschaftlichen Gesetz leben und durch dieselbe gesetzgebende Versammlung repräsentiert werden usw.

Ist es nicht nur zu gewiß, daß der adlige Stand Vorrechte und Befreiungen genießt, die er sogar sein Recht zu nennen wagt und die von den Rechten der großen Körperschaft der Bürger gesondert sind? Dadurch stellt er sich außerhalb der gemeinschaftlichen Ordnung und des gemeinschaftlichen Gesetzes. Also schon seine bürgerlichen Rechte machen aus ihm ein eigenes Volk in der großen Nation. Das ist wahrhaftig imperium in imperio.

Was seine politischen Rechte betrifft, so übt er sie gleichfalls abgesondert aus. Er hat seine eigenen Repräsentanten, die in keiner Weise mit der Vollmacht der Bevölkerung betraut sind. Die Körperschaft seiner Abgeordneten hält ihre Sitzungen abgesondert; und sollte sie sich einmal in demselben Saal mit den Abgeordneten der einfachen Bürger versammeln, dann wäre ebenso gewiß seine Vertretung dem Wesen nach von ihnen geschieden und getrennt; sie ist der Nation fremd, zum einen durch ihr Prinzip, da ja ihr Auftrag nicht vom Volk ausgeht; und zum anderen durch ihr Ziel, das ja darin besteht, nicht das Gemeininteresse, sondern das Eigeninteresse zu verteidigen.
Der Dritte Stand umfaßt also alles, was zur Nation gehört; und alles, was nicht der Dritte Stand ist, kann sich nicht als Bestandteil der Nation ansehen.

Was also ist der Dritte Stand? ALLES.

Zweites Kapitel

Was ist der dritte Stand bis jetzt gewesen? Nichts

Wir wollen hier nicht den Zustand der Knechtschaft, in dem das Volk so lange geseufzt hat, untersuchen und ebensowenig den des Zwanges und der Erniedrigung, in dem es noch festgeilten ist. Seine rechtliche Lage hat sich geändert; sie muß sich noch weiter ändern.

Es ist ganz unmöglich, daß die Nation als Körperschaft oder selbst irgendein einzelner Stand ei wird, wenn der dritte Stand es nicht ist. Man ist nicht frei durch Privilegien, sondern durch e Bürgerrechte, Rechte, die allen zustehen.

Falls nun die Aristokraten es unternehmen, das Volk sogar um den Preis dieser Freiheit, deren sich selbst unwert zeigen, in der Unterdrückung zu halten, dann wird es sich die Frage erlauben: kraft welchen Rechtstitels? […]

Fassen wir zusammen: der dritte Stand hat bis zur Stunde keine wahren Vertreter auf den Generalständen gehabt. Er hat also keinerlei politische Rechte …

Drittes Kapitel

Was verlangt der dritte Stand? Etwas zu werden.

[…] Man kann die wirklichen Forderungen des dritten Standes nur nach den authentischen Beschwerden beurteilen, welche die großen Stadtgemeinden [municipalités] des Königreichs an die Regierung gerichtet haben. Was sieht man da? Daß das VoIk etwas  sein will, und zwar nur das Wenigste, was es sein kann. Es will haben 1. echte Vertreter auf den Generalständen, das heißt Abgeordnete, die aus seinem Stand kommen und die fähig sind, die Interpreten seines Willens und die Verteidiger seiner Interessen zu sein. Was nützte es ihm, an den Generalständen teilzunehmen, wenn das dem seinen entgegengesetzte Interesse dort dominierte? Es würde durch seine Anwesenheit die Unterdrückung, deren ewiges Opfer es wäre, nur bestätigen. So ist es ziemlich sicher, daß es an Abstimmungen auf den Generalständen nur teilnehmen kann, wenn es dort einen Einfluß erhält, der dem der Privilegierten wenigstens gleich ist. Es verlangt weiter 2. eine Zahl von Vertretern, die derjenigen ebenbürtig ist, welche die beiden anderen Stände zusammen besitzen. Diese Gleichheit der Vertretung wäre indessen völlig illusorisch, wenn jede Kammer eine eigene Stimme besäße. Der dritte Stand verlangt deshalb 3. daß die Stimmen nach Köpfen und nicht nach Ständen gezählt werden. […]

 

Daniel Adams: Was ist die Dritte Welt?

1. Was ist die Dritte Welt? ALLES!

2. Was ist sie bis jetzt in der Weltordnung gewesen? NICHTS

3. Was verlangt sie? ETWAS ZU SEIN:

Erstes Kapitel

Die Dritte Welt kann eine eigene Gesellschaft sein.

Für das Fortbestehen und gedeihen einer Gesellschaft ist der fortwährende Bestand an Rohstoffen wichtig, durch den die Produktion gefördert und der Handel getrieben werden kann. Nun befindet sich ein Großteil der noch vorhandenen Rohstoffe unseres Planeten und auch der seltenen Metalle, die in der modernen Welt immer mehr gebraucht werden in Ländern der Dritten Welt. Die Industrienationen aber haben über Jahrhunderte ihre Natur schonungslos ausgebeutet und können nur noch mit Rohstoffen, die sie in der Dritten Welt rauben ihren Wohlstand aufrechterhalten. Des Weiteren sind Produktionsstätten und Arbeitskräfte von Nöten, um die Produktion betreiben und damit die Wirtschaft antreiben zu können. Außerdem sollte die Gesamtproduktion einer Gesellschaft ausreichen, um der ganzen Bevölkerung zumindest die grundlegendsten Produkte bieten zu können. Es lässt sich vornweg sagen, dass ca. 75% der momentanen Weltbevölkerung in der Dritten Welt leben. Es ist also klar, dass die Dritte Welt genug Menschen und Arbeitskräfte hat, um ihre eigene Gesellschaft zu sein. Außerdem ist es die erste Welt, die die einfachsten und grundlegendsten Erzeugnisse, die zu einer Gesellschaft gehören, wie z.B. Kleidung nicht mehr selber Produziert, sondern auf die Arbeitskräfte der Dritten Welt angewiesen ist. Es gibt also alles, was in einer eigenen Gesellschaft benötigt wird in der Dritten Welt. Die erste Welt hingegen könnte nicht mehr als alleinstehende Gesellschaft existieren.

Was also ist die Dritte Welt? ALLES!

Zweites Kapitel

Was ist die Dritte Welt bis jetzt gewesen?

 

Wie bereits im ersten Kapitel beschrieben, ist inzwischen die erste von der Dritten Welt abhängig und nicht umgekehrt, wie es oft betrachtet wird. Trotzdem wird die Dritte Welt seit jeher ausgebeutet. Früher als Kolonien und heute auf dem Weltmarkt. Trotzdem sind es weiterhin die großen Industrienationen, die in den großen internationalen Bündnissen, wie der UN und der NATO das sagen haben. Dabei sind es auch hauptsächlich die Industrienationen, die für den Klimawandel und damit die größte Krise der Menschheit verantwortlich sind, also so wenig Einfluss wie möglich auf das weitere Schicksal unseres Planeten haben sollten.

Was also ist die Dritte Welt bis jetzt gewesen? NICHTS!

Drittes Kapitel

Was verlangt die Dritte Welt?

 

Was die Dritte Welt will, ist die Aufhebung aller vorher beschriebenen Missstände. Das heißt 1. eine gerechte Behandlung auf dem Weltmarkt und das Stoppen der Ausbeutung ihrer Rohstoffe und Arbeitskräfte. 2. Führungsrollen in den großen internationalen Bündnissen, die ihrem Anteil an der Weltbevölkerung entsprechen.

Was also verlangt die Dritte Welt? ALLES!

 

 

 

Lotta Nikolayczik: Was ist die 3. Welt?

Die erschütternde, sich seit Jahren, gar Jahrzehnten nicht bessernde Lage in den Entwicklungsländern zeigt die unumgängliche Notwendigkeit von Veränderungen. Diese müssen heißen:

  • Mitsprache
  • Eigenverantwortung
  • Respekt

Mitsprache

Wie kann es sein, dass Länder, die weltpolitisch strategisch von höchster Bedeutung sind, keinen Platz unter den Mächtigen dieser Welt haben? Syrien, Kongo, Ruanda – lang ist die Liste der Nationen, die Schauplatz oder besser Spielplatz für die Machtpolitik der so viel zitierten G20 – Staaten sind. Doch wer bittet sie an den Tisch? Wer fragt nach den dort lebenden Menschen, die zwei Drittel der Weltbevölkerung ausmachen. Niemand. Denn wer interessiert sich schon für Menschen, wenn es um Rohstoffe, Arbeitskraft und Staatsgebiet geht. Um dies zu ändern, müssen wir uns von unserem auf Größe und Macht verhaftetem Denken lossagen und diesen Nationen eine Stimme geben. Und noch mehr: dieser auch zuhören.

Eigenverantwortung

Betrachtet man die Produktionsbedingungen, müsste man den Zusatz „modern“ aus „modern technologies“ umgehend streichen. Hochgefährliche Verfahren zur Rohstoffgewinnung wie das Amalgamationsverfahren, bei dem hochgiftige Quecksilberdämpfe entstehen, wecken eher Erinnerungen an die Kolonisation Mexikos im 16. Jahrhundert. Doch in rohstoffreichen Ländern wie Uganda und der Kongo ist dies bittere Realität. Damit man die aus seltenen Erden gewonnenen Produkte mit maximaler Gewinnmage an den Mann/ die Frau bringen kann, ist uns jedes Mittel recht – sogar diese unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Wir müssen begreifen, dass faire Arbeit fairen Lohn erfordert. Diesen müssen wir bereit sein, zu zahlen, damit aus Ausbeutung ein gerechter Handel auf Augenhöhe wird, mit den dazugehörigen Standards. Dies wird nur möglich sein, wenn man die Rohstofflieferanten und Bergarbeiter als eigenständige und verantwortungsbewusste Unternehmer und Mitarbeiter bei der Produktionskette wahrnimmt und nicht als Tagelöhner, auf deren Schultern sich der technologische Fortschrittbegründet.

Respekt

Respekt müssen wir gleich in mehrerer Hinsicht haben. Respekt, vor dem, was war. Eine Geschichte von Kriegen, Armut und Katastrophen, die nicht

selten durch Einmischungen westlicher Nationen begünstigt oder ausgelöst wurden. Deswegen müssen wir uns demütig und verantwortungsbewusst zeigen, für diese Altlasten, die unaufgearbeitet auf uns ruhen. Gleichzeitig müssen wir Respekt haben, vor dem, was ist und sein wird. So werden jetzt Drittweltstaaten von Umwelt- und Gesundheitskatastrophen heimgesucht, die uns in wenigen Jahren genauso betreffen werden. Umso wichtiger ist es, die Zeit jetzt zu nutzen und Schritte aufeinander zuzumachen, um die Krise zu bewältigen.