Ich glaub´, ich steh´ im Wald, staunten die Schüler vor all dem ausgestopften Fell- und Federgetier, das Feld und Wald so aufzubieten haben. Da es, wie (nicht) bestellt, pünktlich zum ersten  Nachhaltigkeitstag am Marien-Gymnasium nachhaltig regnete, drängten sich an der Rollenden Waldschule der Kreisjägerschaft  auf dem pladdernassen Schulhof nachhaltige Assoziationen mit dem Regenwald auf, was nun zum Thema des Tages allerdings genauso passte.

Hegeringleiter Stefan Prott, Vater von MG-Schülerin Julia, prüfte zusammen mit  seinem Bruder Tobias Prott an dem modern eingerichteten Waldschulwagen das Wissen seiner jungen Besucher. „Das Grundproblem“, so Tobias Prott, „ist, dass der überwiegende Anteil der heutigen Kinder die Tiere des Waldes überhaupt nicht kennt. Das Wissen wird nur noch wenigen zu Hause von den Eltern vermittelt, etwa bei gemeinsamen Waldspaziergängen.“

Ebru und Mia aus der 7a rissen die Quote fürs MG nach oben: Sie konnten sogar einen Wanderfalken von einem Mäusebussard unterscheiden. „Ihr wisst ja eine Menge, alle Achtung!“, lobten die Hegering-Vertreter, die an diesem Morgen zu viert „zur Schule“ gekommen waren: dreimal Prott (Stefan, Tobias und Reinhard) und Egon Beck. 

Von der Plastik-Challenge bis zum Virtuellen Wasser, vom Besuch der Biogasanlage bis zur Fairtrade-Befragung in der Innenstadt reichte die Palette der „Nachhaltigkeits“-Projekte, die die einzelnen Klassen unter Federführung der Schülervertretung (SV) für den vorletzten Unterrichtstag vor den Ferien vorbereitet hatten. Sarah Meier, Julia Prott und Pauline Kalle bildeten das Orga-Team, gemeinsam mit SV-Lehrer Marco Hagedorn hatten sie eine Liste mit Ideen zur Nachhaltigkeit entwickelt, erzählte Sarah. „Dabei war uns auch der soziale und wirtschaftliche Aspekt wichtig.“

Viele Klassen erkundeten das Thema auf eigene Faust. So unternahm die 9b einen „Konsumkritischen Rundgang durch Werl“, die 9a entwickelte eine „Kampagne gegen Entenfüttern“ im Kurpark, die 6c untersuchte ebenfalls im Kurpark das Salzbachwasser auf Mikroplastik.

Die 8d marschierte gemeinsam mit Klassenlehrerin Beata Mucha und Lehrer Tobias Ophaus zu den Werler Stadtwerken und ließ sich über  Elektromobilität informieren. Zuvor hatte die Klasse im Fach Deutsch „ganz tolle Referate“ ausgearbeitet und gehalten, lobte Beata Mucha: zur Verschmutzung der Ozeane, zum Klimawandel etc. Für einen zünftigen Start in den  Nachhaltigkeitstag gab´s ein nachhaltiges, gesundes und leckeres (Schokocreme MUSSTE sein) Gemeinschaftsfrühstück, wie auch in den anderen Klassen. Dabei kamen für die 6d, um den Nachhaltigkeitsgedanken schon bei der ersten Mahlzeit des Tages zu unterstreichen, Brötchen vom Vortag auf die Teller, organisiert von einem Vater, der in einer Bäckerei arbeitet. „Schmecken genauso gut wie die von heute!“, urteilten die Kinder.

Ihr Klassenraum erinnerte ein wenig an Fußball-WM, denn ihr Thema hieß:  „Kinderarbeit und Fußbälle aus Sialkot/Pakistan“. Dafür hatte Klassenlehrer Thomas Seibel zwei Experten von auswärts gewinnen können: Muhammad Waqas aus Pakistan, FugE-Bildungsreferent, und Marcos A. Da Costa Melo aus Brasilien, Eine-Welt-Promotor im Regierungsbezirk Arnsberg.

Nicht um genähtes Leder, sondern um Plastik ging´s für die 7a, die den größten Teil der schuleigenen Umwelt-AG stellt. Sie bereitete die „Plastik-Challenge“ vor, bei der die Herausforderung nicht ohne ist: Verzichte in den Ferien auf soviel Plastik wie möglich!  Das schließt den Strohhalm im fruchtigen Sommercocktail mit ein, aufgepasst also.

Und schließlich  fielen noch in der ganzen Schule rote Zettelchen auf, die an Fensterscheiben, Säulen, Treppenaufgängen prangten: „Mit Klopapier Bäume retten“, stand da zum Beispiel drauf, mit Erklärung, wie das funktioniert. Die Kopien aus dem Büchlein „Every day for future“ machten an diesem Nachhaltigkeitstag deutlich: Nicht nur den Freitag, sondern jeden Tag leben wir für unsere Zukunft.

 Auf einige knappe Anmerkungen beschränkte sich Schulleiter Michael Prünte: 

Die Klimaproblematik, die Meeresverschmutzung, die Begrenztheit wichtiger Ressourcen, aber auch Bürgerkriege und Einschränkungen der Freiheit – all das sind wichtige Voraussetzungen, denen sich die jetzigen und zukünftigen Generationen stellen müssen.

Viele treibt die Sorge um, ob wir unseren Kindern gute Lebenschancen geben können. Angst ist jedoch ein schlechter Ratgeber. Wir krempeln heute am Marien-Gymnasium die Ärmel hoch, um spannende Herausforderungen aufzuzeigen, Gestaltungsmöglichkeiten anzubieten und Bereitschaft zu Innovation zu fördern. Sehr viele Projekte sollen Neugierde wecken auf zukünftige Entwicklungen, mit dem Wissen von heute für die Welt von morgen. Ich bin sicher, dass sich Greta Thunberg heute in Werl am Marien-Gymnasium sehr wohl fühlen würde.“