Workshops zum Thema „Faire Textilien“ in der Höheren Handelsschule
„Gut, dass der Primark gebaut wird!“ … NEIN, das war nun wirklich nicht das Resümee von Schülerinnen und Schülern. Hier freute sich ein Fachlehrer mit einem Schmunzeln über das rege Interesse der Lernenden an den intensiven Workshops am Berufskolleg Elberfeld zum Thema „Welthandel und Arbeitsbedingungen in der globalen Textilindustrie“. Die zweitägigen Workshops des Programms „Otros Mundos“ des Wuppertaler Informationsbüros Nicaragua trafen den Nerv der Jugendlichen – sicher auch wegen des derzeitigen Neubaus des Mode-Discounters Primark in unmittelbarer Nachbarschaft des BKE.
Zur „willkommenen Abwechslung“ einmal ohne Anwesenheit ihrer Fachlehrerinnen und -lehrer und unter der Leitung jeweils zweier „Teamer/-innen“ des externen Bildungsanbieters informierten sich vier Unterstufenklassen der Höheren Handelsschule am 10. und 11. Juli 2017 über Produktionsbedingungen der Textilarbeiter/-innen in Lateinamerika, Nordafrika und Asien. Sie staunten nicht schlecht, dass z. B. ein T-Shirt nur 16 Cent mehr kosten würde, wenn dort faire Löhne gezahlt würden. Bei aller Kritik an „Fast Fashion“ gerieten die Workshops aber nicht zu „Werbeveranstaltungen“ für Fair Trade-Produkte. Denn die Lernenden durchschauten schnell die Zwänge des internationalen Wettbewerbs und auch für Kritik am Werbeargument „fair“ war Raum.
Der erste Tag stand im Zeichen des Einarbeitens in Zusammenhänge von Sozialstandards, Umweltschutz und Unternehmensinteressen. Bei aller Komplexität des Themas gelang es den erfahrenen und engagierten „Teamer/-innen“, durch aktivierende Methoden den Lernspaß anzuregen. Doch natürlich waren die praktischen Teile am zweiten Tag für viele Jugendliche das Highlight: Es wurden Fragebögen für Passanten und Fachverkäufer im Modehandel entwickelt und in der Elberfelder Innenstadt ausgetestet, Rollenspiele rund um das Thema „Primark“ thematisch vorbereitet und inszeniert sowie Plakate zum fairen Handel erarbeitet. Die Lernenden schätzten die guten und offenen Diskussionen, die das Projekt ermöglichte: „Wenn man als Verkäufer in einem Modehaus angestellt ist, kann man sich nicht mehr so offen und kritisch zum Fairen Handel äußern“, wussten die Jugendlichen die Antworten aus den Fragebögen für Fachverkäufer auch differenziert einzuschätzen.
Dank der Kooperation von Fairtrade-Schulteam und Schulverwaltung sowie der großzügigen Unterstützung des BKE-Schulfördervereins und des Wuppertaler Fair Trade Handelshauses GEPA kann das Fair Trade Projekt zur Textilwirtschaft als Gewinn für alle Beteiligten angesehen werden, welches vor allem das kritische Denken in Zusammenhängen geschult hat. Wie auch immer ihr künftiges Konsumverhalten aussehen wird, die Workshops schafften es, die Jugendlichen für ein kritisches Thema zu sensibilisieren.
Übrigens fand auch eine abschließende Abstimmung unter den Schülerinnen und Schülern statt, ob „der Primark“ denn nun gebaut werden sollte oder nicht: Eine deutliche Mehrheit der Jugendlichen stimmte dagegen…