Abschlussbericht einer 10-stündigen Unterrichtseinheit im Sozialkunde-Leistungskurs der MSS 11 am Erich-Klausener-Gymnasium in Adenau
(Oktober – Dezember 2014)
Schaut bei Armut und Hungerlöhnen nicht weg!
Mit diesem Motto betitelte der Leistungskurs Sozialkunde der MSS 11 seinen Beitrag zum Schülerwettbewerb „Billige T-Shirts – wer zahlt den Preis?“ der Bundeszentrale für politische Bildung und wurde auf vielfältige Weise aktiv.
Nach Recherchen über die Herstellung von Kleidung, die bei uns verkauft wird, wurde insbesondere die Situation der Näherinnen in Bangladesch genauer betrachtet. Wie sehen die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen konkret aus? Sind angekündigte Verbesserungen nach dem Skandal des Einsturzes von Rana Plaza umgesetzt worden?
Nicht nur die Billigmarken lassen ihre Kleidung in Bangladesch nähen und nutzen die niedrigen Sozialstandards aus. Und wir, die Konsumenten in Deutschland, profitieren davon: bei den Billigmarken direkt durch günstige Preise und bei den Nobelmarken durch das mittels gigantischem Werbeaufwand erzeugte Prestige, an dem uns das Tragen der Marke teilhaben lässt.
Löhne, die so niedrig sind, dass Schwankungen im Reispreis die Existenz der Naherinnen bedrohen, Arbeitsbedingungen, die an die Frühzeit der Industrialisierung erinnern und Umweltbelastungen, die für die Entwicklung des Landes und der Arbeitnehmer abträglich sind, haben die SchülerInnen nicht kalt gelassen.
Mit dem Gedanken, dass der Konsument nichts ändern könne, wollten sich viele im Kurs nicht zufrieden geben. Könnten nicht stärker Fairtrade-Produkte nachgefragt bzw. beworben werden? Kaufkräftigere Konsumenten könnten es sich leisten. Weniger kaufkräftige könnten sich weniger Anziehsachen kaufen, dafür aber fair gehandelte. Den Näherinnen, die mit Fairtrade-Organisationen zusammenarbeiten, würde ein höherer Lohn zuteil, der existenzsichernd ist.
Nach intensiven Diskussionen, ob und was der Konsument machen könne, um die Situation der Textilarbeiterinnen zu verbessern, einigte sich der Kurs auf mehrere Aktionen:
– Durch die Gestaltung einer Facebookseite, die den Vorteil hat, international zu wirken, sollten Aufklärungsarbeit geleistet und Alternativen aufgezeigt werden.
– Der Tag der offenen Tür (November 2014) wurde genutzt, um die Rechercheergebnisse publik zu machen.
– Ein Flugblatt wurde entwickelt, das auf die Situation der NäherInnen aufmerksam macht. Der Druck der Flyer wurde freundlicherweise vom Jugendbüro der Verbandsgemeinde Adenau finanziert, die sich den Millenniumszielen der UN verpflichtet fühlt und sich intensiv für fairere Handelsbeziehungen einsetzen will.
– Des Weiteren wollten die Schülerinnen vor Ort konkrete Veränderungen in die Wege leiten und durch Spenden die Lobbyarbeit für die Näherinnen unterstützen. So wurden die Bekleidungsgeschäfte in Adenau aufgesucht und nach dem Vertrieb von fair gehandelter Kleidung befragt. Die Schülerinnen kamen auf diese Weise mit den Inhabern und Beschäftigten der Adenauer Geschäfte ins Gespräch und konnten die meisten zur Aufstellung von Spendenboxen bewegen. Das gesammelte Geld (etwa 70 €) kam der „Kampagne für saubere Kleidung“ zu, da diese Organisation sich direkt um bessere Arbeitsbedingungen der Näherinnen auf vielfältige Weise kümmert.
Somit war die Unterrichtsreihe und die daraus entstandenen Aktionen ein kleiner Beitrag zu einem gerechteren Welthandel – getreu dem oft zitierten afrikanischen Sprichwort: “Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.“
Silke Noglik-Wisotzki
(Dezember 2014)