Am 30. und 31.1.2013 fand am Berufskolleg Elberfeld in Wuppertal in den beiden Oberstufenklassen des Bildungsgangs Handelsschule das Projekt „Saubere Kleidung“ statt. An diesen Tagen fand kein regulärer Unterricht statt. Vielmehr lernten die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung ihrer Klassenleiter die Problematik rund um die Arbeitsbedingungen in der weltweiten Textilbranche kennen.
Ohne über den genauen Ablauf des ersten Tages in Kenntnis zu sein, war jede Schülerin und jeder Schüler aufgefordert, der Klasse ihr bzw. sein Lieblingskleidungsstück vorzustellen. Es bot Anlass, sich über das allgemeine Konsumverhalten Jugendlicher in Fragen der Mode auszutauschen.
Im Anschluss sahen die Gruppen eine Dokumentation zu den sozialen Bedingungen der Textilproduktion in El Salvador, Mexiko und Bangladesh. Die Armut der Arbeiterinnen und Arbeiter, ihre Abhängigkeit von oft ausbeuterischen Textilfabrikanten und die unzureichende Arbeitssicherheit in den Fabriken war den meisten Schülerinnen und Schüler bis dato unbekannt, daher ergaben sich lebhafte Diskussionen, zu denen auch noch Statistiken zu den Werbeetats bekannter Modemarken beitrugen.
Als Wege aus der Armutsfalle wurden anschließend der Clean Clothes Codex und verschiedene Öko-Textil-Labels (Öko-Tex Standard 100, Global Organic Textile Standard) bzw. Labels für fair gehandelte Kleidung (Fairtrade) vorgestellt.

Am zweiten Tag trafen sich die Schülerinnen und Schüler, um einen Unterrichtsgang in die Elberfelder Innenstadt vorzubereiten. Eine Gruppe der Lernenden erstellte einen Fragebogen für Passanten und Käufer, eine andere einen Fragebogen für Verkäufer von Modehäusern und Boutiquen. Darin ging es inbesondere um den Kenntnisstand der Befragten in Sachen „Arbeitsbedingungen in der globalen Textilindustrie“ sowie „Kenntnis und Kaufbereitschaft fair gehandelter und ökologischer Textilien“.
Nach Fertigstellung der Fragebögen machten sich die Schülerinnen und Schüler in Dreiergruppen auf den Weg in die Elberfelder Fußgängerzone, das Einkaufscenter City-Arkaden sowie zu diversen Modeläden. Die Ergebnisse der Befragungen wurden nach der Rückkehr sämtlichen Mitschülern und den Klassenleitungen präsentiert. Es zeigte sich, dass Passanten nur wenig Informationen zu diesem Thema besaßen – oft war es auch schwer, diese überhaupt für ein Gespräch zu gewinnen; auch unter den Verkäufern und Geschäftsleitern der Modeläden war die Bereitschaft, über kritische Themen zu sprechen nur wenig ausgeprägt. Das Verkaufpersonal von H&M verwies die Schüler an die Unternehmenszentrale in Hamburg, während die Angestellten von Peek&Cloppenburg sowie Jack Wolfskin recht gut über den „Clean Clothes Codex“ informierte waren.

Insgesamt zeigte sich, dass die Öffentlichkeit noch zu wenig über die Probleme in der Textilindustrie weiß. Viele Schülerinnen und Schüler empörten sich über die Arbeitsbedingungen in Lateinamerika und Asien. Zudem motivierte sie der Umstand, dass sie durch das Projekt einen Wissensvorsprung vor ihrem Umfeld gewannen. Ob sich das individuelle Kaufverhalten ändert, bleibt abzuwarten. Geschäfte mit fair gehandelter Mode sind weiterhin nur schwer zu finden.