Wie viel Schokolade isst ein Deutscher durchschnittlich im Jahr? Wie viel verdient ein Kakaobauer bei herkömmlicher, wie viel bei fairer Schokolade? Warum muss das Mädchen Joelma, anstatt in die Schule zu gehen, arbeiten?

Diesen und vielen anderen Fragen sind wir, das sind Steffi und ich, zusammen mit einer engagierten 6.Klasse des Gymnasiums Stein nachgegangen. Eines der Kriterien für eine Fairtrade-School ist, in mindestens zwei verschiedenen Klassenstufen und zwei verschiedenen Fächern eine Unterrichtsstunde zu einem Fairtrade relevanten Thema zu halten.

Dies hat die Unterrichtsgruppe unseres P-Seminars als Möglichkeit genommen, um einmal selbst ausprobieren zu können, wie es ist, Lehrer zu sein. So machten Steffi und ich uns zunächst an die Themenfindung und da es kaum Menschen gibt, die Schokolade nicht mögen, schien dieses Thema sich anzubieten. Damit kam auf uns aber auch die Aufgabe zu uns in der Informationsflut, die man zu den Themen Fairtrade und Schokolade bekommt, zurecht zu finden. Zunächst teilten wir die Stunde grob in drei Teile ein. In dem ersten sollten die Kinder sich zuerst einmal auf das Thema Schokolade einstellen, in dem zweiten sollten sie dann selbst die Themen Fairtrade und Kinderarbeit, sowie gerechte Löhne beschäftigen und im dritten sollte ein Kurzfilm zum Thema gezeigt werden, der den Kindern zeigt, wie sie im Alltag die Situation der Plantagenarbeiter verbessern können.

Mehrere Wochen entwarfen wir dann Material für die Unterrichtsstunde, die wir am 20.Mai in der Religionsstunde einer 6.Klasse halten durften. Am Anfang setzten wir uns in einen Stuhlkreis und ich stellt den Schülern Fragen zu den Themen Schokolade und Kakao. Nach dieser Eingewöhnungsrunde verteilten wir den Schülern, die ihre Augen geschlossen halten mussten, je ein Stück Milka und ein Stück Fairtrade- Schokolade. Das Experiment ergab: mehr als der Hälfte der Schüler schmeckte die faire Schokolade besser. Anschließend wurden noch die unterschiedlichen Verpackungen der Schokoladen verglichen.

Im zweiten Teil unserer Stunde, durften die Schüler einen Lernzirkel bearbeiten. Dieser bestand aus drei normalen und einer Zusatzstation. In der ersten ging es um Fairtrade. Die Schüler erarbeiteten selbständig, welche Vorteile fairer Handel hat, wie er funktioniert und nach welchen Prinzipien Transfair handelt. Die zweite Station begann mit einer Traumreise, die den Kindern das Leben des Mädchens Joelma, das auf einer Kakaoplantage arbeiten muss, näher bringen sollte. Im Anschluss setzten die Schüler sich mit dem Alltag von Joelma auseinander und verglichen diesen mit ihrem eigenen. In der dritten Station durften die Kindern zunächst raten, wer wie viel an einer Tafel Schokolade bei herkömmlichen und bei fairen Marken verdient. Die Auflösung überraschte alle sehr und schockierte auch. Für ganz schnelle stand noch ein Spiel zur Verfügung, das die Themen der drei vorherigen Stationen zusammenfasste.

Als Abschluss zeigten wir dann noch den Kurzfilm „Du hast es in der Hand“, der einen jungen Mann beim Einkaufen zeigt. Immer wenn er eine herkömmliche Schokolade kaufen will, verkündet eine Stimme über die Lautsprecher, dass er damit die menschenunwürdigen Bedingungen auf Kakaoplantagen unterstütze. Am Ende kauft er dann eine faire Tafel, woraufhin die Stimme nichts mehr kritisiert. Die Kinder durften ihre Meinungen zu dem Film mit der Klasse teilen.

Das Feedback am Ende zeigt uns, dass die Stunde den Schülern Spaß gemacht hat, sie aber auch nachdenklich gemacht, da es nicht allen so gut geht wie Ihnen.

Auch wenn wir durch diese Stunde keine Berge versetzt haben, so ist es uns doch hoffentlich gelungen, dazu beizutragen, dass die Welt ein kleines bisschen gerechter werden kann.