Selbst Schokopralinen herzustellen, darauf freute sich unsere Klasse schon sehr. Deshalb besuchten wir am 14.03.2016 im Rahmen unseres Projektes zum Fairen Handel den Weltladen in Prien. Zwei sehr freundliche Mitarbeiterinnen, die ehrenamtlich im Laden arbeiten, erwarteten uns schon.
In zwei Gruppen aufgeteilt erfuhren wir Interessantes zum Fairen Handel. Damit Schokolade in Deutschland billig verkauft werden kann, werden die Preise in den Anbaugebieten in Afrika, Südamerika und Asien so niedrig gehalten, dass ein Erntehelfer von seiner Arbeit seine Familie nicht ernähren kann. Deshalb müssen schon Zehnjährige bis zu 15 Stunden am Tag arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen. Da bleibt keine Zeit mehr, in die Schule zu gehen und zu lernen. Die Folge ist, dass diese Kinder wie Arbeitssklaven gehalten, körperlich und seelisch ausgebeutet werden. Ohne Bildung, das heißt wenigstens die Fähigkeit Lesen, Schreiben und Rechnen zu können, werden diese Kinder nie die Chance erhalten, ein besseres Leben zu gestalten. Hier setzt der faire Handel ein. Ohne Zwischenhandel werden Produkte wie Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade, Honig, Textilien, Tücher, Taschen, Schmuck, Spiele, Geschenke und vieles andere von den Herstellern wie Bauern und Kunsthandwerkern nach Europa eingeführt. Es wird ein höherer Preis bezahlt und eine feste Abnahmemenge der Produkte vereinbart. Darüber hinaus werden auch zinsgünstige Darlehen gewährt, damit die Hersteller Rohstoffe, Samen und benötigte Maschinen anschaffen können. Die Erntehelfer verdienen einen fairen Lohn, so dass Kinder nicht mehr mitarbeiten müssen, sondern in die Schule gehen können.
Deshalb ist es nur fair, dass wir die billige Tafel Schokolade für 39ct im Regal lassen und uns stattdessen die fair gehandelte Schokolade kaufen, die auch noch die besseren Zutaten hat. So unterstützen wir die Kinder in den Anbaugebieten, damit sie aufgrund ihrer Bildung einen Beruf erlernen können. Nach der Theorie ging es zur Praxis. Wir durften unsere eigenen Schokopralinen herstellen.
Mit Hilfe bunter Tafeln erfuhren wir, dass die Kakaobohnen die Samen des Kakaobaums sind. Bis zu zehn Samen befinden sich in einer Frucht, die fünf bis sieben Monate zum Reifen benötigt. Die durchschnittliche Temperatur darf nicht unter 25◦ sein. Jede einzelne Kakaofrucht wird von Hand vom Baum geschnitten, gleich nach der Ernte mit scharfen Messern geöffnet und die Samen entnommen. Händler kaufen die Kakaobohnen von den Bauern und transportieren sie zur Küste, wo die großen Containerschiffe warten. Die Weiterverarbeitung des Kakaos zu Schokolade geschieht in den Ländern, in denen die Schokolade verkauft wird.
Jetzt durften wir als Chocolatiers arbeiten. Eine Mitarbeiterin des Weltladens stellte uns sämtliche Zutaten für unsere Schokopralinen auf den langen Tisch: Kakaopulver, Rohrohrzucker, Milchpulver und die wertvolle Kakaobutter. Je nach Geschmack gab es auch noch Kokosraspel. Jeder erhielt einen langen Löffel und einen kurzen Löffel, den Assistenten. Alle Zutaten kamen in ein Glas. Nun folgte der wichtigste Schritt in der Schokoladenherstellung, das Conchieren. Sehr vorsichtig und konzentriert rührte jeder Schüler seine Kakaomasse, um einen zarten Schmelz zu erhalten. Zuletzt wurde die gerührte Schokolade mit dem langen Löffel und seinem Assistenten in eine Pralinenform gefüllt.
Als Überraschung schenkte uns Frau Seidl eine selbst gebastelte bunte Schachtel für unsere Pralinen.
Zum Schluss hatten wir noch viel Spaß bei einer Entdeckungstour durch den Weltladen. Dabei stießen wir auf fair gehandelte Schokoriegel in zehn verschiedenen Sorten; sie schmeckten toll! Gut, dass es diese Schokoriegel auch beim Pausenverkauf an unserer Schule gibt. Das freut unsere Schüler und nützt den Kindern der Kakaobauern.
Klasse 5a der MS Bad Endorf
Ein hervorragender Bericht, der jeden Leser wachrütteln sollte. Ich finde es toll, dass Klassen eine solche Entdeckungstour starten und diese wertvollen Erfahrungen machen dürfen. Vielen Dank den Lehrkräften und dem Team des Weltladens in Prien.