Mit 20 Vertretern, darunter Rektor Eckhard Finger, nimmt die Hainburger Kreuzburgschule an einer Diskussionsveranstaltung teil, bei der der Frage nachgegangen wird, ob die Handelspolitik der Europäischen Union fair ist oder ob sie dazu beiträgt, die Armut in der Welt zu vergrößern. Moderator Stefan Ehlert vom Hessischen Rundfunk führte kurz in das Thema ein und sagte, dass heute (02.05.2018) der „Erdüberlastungstag 2018“ ist. Das bedeutet, dass wir heute bereits die Ressourcen verbraucht haben, die auf der Erde nachhaltig im ganzen Jahr produziert werden können. Wir verbrauchen also ab heute Reserven, die künftigen Generationen nicht mehr zur Verfügung stehen.

Martin Schüller, Referent für Entwicklungspolitik bei Transfair e.V. zeigte auf, dass die Subventionspolitik der EU und die Massenproduktion in den Industriestaaten dafür sorgen, dass die armen Länder keine Chance im weltweiten Handel haben. Bei dieser nicht nachhaltigen Produktion sind nämlich „externe“ Kosten nicht im Preis enthalten. Sie werden in Form von Umweltverschmutzungen, Klimawandel, Niedriglöhnen und deren Folgen usw. der Gesellschaft aufgebürdet. Außerdem machte er auf den Wassermangel aufmerksam, der z.B. in Afrika die Produktionskosten erhöht. Gerade Kleinbetriebe haben auch in Afrika kaum eine Chance gegen die großen Konzerne, weil die sich eher Wasserrechte sichern können als Kleinbetriebe. Er forderte, dass die EU durch geeignete Handelsabkommen und eine bessere Subventionspolitik (mehr Unterstützung von Kleinbetrieben, weniger für Großkonzerne) gegen diese Missstände angeht. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass der Wandel eher von der Basis, also uns Bürgern, kommen muss. Alle sind aufgefordert, lokal bei ihren Einkaufsentscheidungen darauf zu achten, wie die Produkte produziert wurden und ob die Hersteller (Bauern….) einen Mindestpreis erhalten, der für eine nachhaltige Produktion auskömmlich ist.

Jochen Pöttgen, der die Regionale Vertretung der EU-Kommission in Bonn leitet, zeigte das Spannungsfeld auf, in dem sich die EU-Kommission bewegt. Einerseits gibt es in der EU Länder wie Deutschland mit einem relativ hohen Wohlstandsniveau. Hier gibt es eher die Bereitschaft, etwas mehr Geld für nachhaltige Produkte auszugeben. In z.B. Rumänien ist das ganz anders. Entscheidungen in der EU-Kommission werden immer von Mehrheiten getroffen. Dies macht bei den widerstreitenden Interessen eine Fortentwicklung zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise schwierig. Herr Pöttgen wies auch auf die Anstrengungen des Entwicklungshilfeministeriums hin, das ca. 11% seines Budgets von 8Mrd.€ für mehr Fairness im Handel einsetzt. Derzeit wird von der EU an faireren Handelsbeziehungen gearbeitet, mit dem Ziel, Handelsbeschränkungen durch Zölle abzubauen. Rohstoffe werden derzeit in der Regel nicht mit Zöllen belegt, während Fertigprodukte mit relativ hohen Zöllen belegt werden und so höherwertige Wertschöpfungsstufen in den ärmeren Ländern benachteiligen.

Was können wir tun? Global denken und lokal handeln ist die Devise. Konkret: Lokal Lobbyismus betreiben. D.h. Firmen motivieren, Fairtrade-Produkte einzusetzen, Mitmenschen motivieren, mehr FT-Produkte zu kaufen, die Gemeinde motivieren, eine nachhaltige Beschaffung zu praktizieren usw. Das bedeutet, dass wir mit der Initiative, Fairtrade-School zu werden, einen wichtigen Beitrag leisten.