Schüler kochen mit fairen Produkten

„Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir.“ Der römische Philosoph Seneca, von dem das Zitat stammt, hätte in Steingaden (Landkreis Weilheim-Schongau) seine wahre Freude gehabt. Denn in der Grund- und Mittelschule wird nach diesem Prinzip gelebt und gearbeitet. „Fairtrade“ lautet das Stichwort – seit Ende 2016 trägt die Schule auch offiziell den Titel „Fairtrade“ im Namen. Hinter dem Namen „Fairtrade“ steht die gemeinnützige Organisation Transfair, die sich für den Handel und Verkauf von fair gehandelten Lebensmitteln und Produkten einsetzt. „Schokolade und Kaffee aus fairem Handel beispielsweise unterstützen wirtschaftlich schwächere Arbeiter und tragen so zu einem gerechteren Welthandel bei“,
erklärt Elisabeth Schmölz ihren Schülern.
Das meiste, was im Fach Soziales/Hauswirtschaft verarbeitet wird, ist fair gehandelt. Die Vielfalt sei enorm: Neben Kaffee und Kakao sind es Bananen oder Baumwolle über Saft, Tee, Reis, Honig und Zucker bis hin zu den Schnittblumen am Valentinstag. Dass auch die Schule sich für einen fairen Handel einsetzt, war eine logische Konsequenz. Die oberbayerische Gemeinde Steingaden gehört neben London, Rom oder San Francisco zu den über 1500 Fairtrade-Towns weltweit. Allein in Deutschland gibt es 450 Fairtrade-Towns.
Für Lena, die aus einem Milchviehbetrieb stammt, ist Fairtrade eine Selbstverständlichkeit. Die Schülerin sagt: „Wir wollen doch auch, dass unsere Produkte zu einem fairen Preis gekauft werden.“ Seit beim Schulkochen auf Fairtrade geachtet wird, verwenden die Schülerinnen auch zu Hause vermehrt solche Produkte, wie sie beim Kochen erzählen. Ein Effekt, der Solveig Maria Niggl freut. Sie hat sich für das Fairtrade-Engagement der Schule eingesetzt. Die Lehrerin sagt: „Solche Aktionen bringen die Eltern auch zum Nachdenken.“ Die Schüler selbst profitieren auch: „Sie erfahren,
was sie selber tun können, um die Welt ein bisschen besser zu machen.“ Zu einem fairen, nachhaltigen Kochen gehört, überlegt einzukaufen: Lebensmittel sollen möglichst frisch und regional sein. Wenn möglich gilt es, Verpackungen zu vermeiden, erklärt Elisabeth Schmölz des Weiteren, bevor es an den Herd geht. Ach ja, und in die Tonne sollten Lebensmittel auch nicht. Deshalb kochen die Schülerinnen heute unter anderem mit überreifen Bananen, die sonst nicht gerne gegessen werden und deshalb schnell in der Biotonne landen.„Muss nicht sein“, sagt die Lehrerin und hat ein Rezept für ein Bananenbrot sowie für Pancakes mitgebracht. Ideale Reste-Verwertung für den Winter. Im Sommer schmecken die Bananen
besonders gut in Milch-Shakes. Bei den Bananen-Pancakes ist es wichtig, dass wirklich nur kleine Pfannkuchen rausgebacken werden, sonst lässt
sich das Gebäck nicht am Stück umdrehen. Doch auch als es beim ersten Pfannkuchen nicht gleich gelingt, sagt die Pädagogin: „Macht
nichts, dafür sind wir ja in der Schule: Um etwas zu lernen.“
Völlig unbekannt ist bei den Schülerinnen die Zutat „Quinoa“. Magdalena: Davon habe ich noch nie gehört.“ Die Lehrerin erklärt: Quinoa kommt aus Südamerika und diente den Inkas schon vor 6000 Jahren als Grundnahrungsmittel. Heute gilt es als Superfood. Die körnige Beilage wird ähnlich wie Reis zubereitet und schmeckt sogar, wie die Schülerinnen beim abschließenden Essen feststellen. Lea sagt: „Das probiere ich zu Hause auch mal aus.“ Einige pflichten ihr bei. Und eingekauft wird Fairtrade. Das versteht sich für die Mädchen mittlerweile von selbst.