In den Klassen 8m und 9m ließen – vor Corona – die Mitglieder der AG Fairtrade ihre Mitschüler spüren, wie leicht man bei einer „wirtschaftlichen Überlegenheit“ den Blick für andere, die benachteiligt sind, verliert, und wie schwer es in der realen Wirtschaft wohl ist, für die eigene schwierige Situation Verständnis und Hilfe bei den „Industriestaaten“ zu finden.

 Das Spiel simuliert auf einfache Weise den Welthandel zu unfairen Bedingungen. Die Schülerinnen und Schüler stellen in ihren Gruppen, die unterschiedlich entwickelten Ländern entsprechen, Produkte für den Weltmarkt her. Den Ländern stehen unterschiedliche „Rohstoffe“ und „Werkzeuge“ zur Verfügung. Diese Mittel sind nur den eigene Gruppenmitgliedern bekannt.

Ziel dieses Spiels ist es, nachzuspüren, wie der internationale Handel funktioniert, und auf die fehlende Chancengleichheit auf dem Weltmarkt aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen hinzuweisen.

Die Schüler werden zu Beginn des Spiels aufgefordert, möglichst viel zu produzieren und hohe Gewinne zu erwirtschaften. Es gibt aber Unterschiede:

Die Länder A (die „Industrieländer“) haben alle nötigen Werkzeuge (Scheren, Zirkel, Geodreiecke und Bleistifte) zur Verfügung um einiges an Rohstoffen (Kopierpapier) zu verarbeiten.

Die Länder B (die „Schwellenländer“) sind ordentlich ausgestattet, den Ländern C (den „Entwicklungsländern“) fehlt es gänzlich an vernünftigem Werkzeug (nur ein Lineal!), wenngleich die Rohstoffe (Kopierpapier) um Überfluss vorhanden sind.

Es kommt, wie’s kommen muss:

Die „Industrieländer“ können komplexe Produkte (zusammengesetzte Formen aus Dreiecken und Kreisen) problemlos produzieren und hohe Preise dafür auf dem Weltmarkt erzielen.
Die „Entwicklungsländer“ schaffen es nicht, auch nur einfache Produkte zu verkaufen. Der Weltmarkt ist unerbittlich! („Ausgerissene Figuren ohne Schnittkante?? Kann ich nicht gebrauchen!!“)

Die einzelnen Gruppen wissen zunächst nichts voneinander. Es gibt pro „Land“ nur einen „Diplomaten“, der im Zimmer umhergehen darf. Anlass hat zu Beginn nur der „Diplomat“ des Entwicklungslandes bei anderen Ländern um Werkzeug zu bitten. („Nee! Brauchen wir selbst!“)

Erst nach besonderen Ereignissen (neue Rohstoffvorkommen in den Entwicklungsländern = mehr Papier oder Brände in den Rohstofflagern der Industrieländer = kaum noch Papier), die der Spielleiter verkündet und durchsetzt, haben die Entwicklungsländer eine deutlich bessere Verhandlungsbasis.

Hitzige Diskussionen beginnen! („Für die 10 Blätter muss neben einer Schere auch noch ein Stift drin sein!“ – „Kannste knigge! Es gibt nur die Schere! Und die auch nur für eine viertel Stunde!“)

Trotz dieser besonderen Ereignisse und den Verhandlungen gibt es immer den „erwünschten“ Spielverlauf:

Während des Spiels wird der Vorteil der Länder, welche zufälligerweise die günstigeren Voraussetzungen zur Produktion zugeteilt bekommen haben, immer deutlicher und zum unaufholbaren Vorsprung.

Die fehlende Chancengleichheit auf dem Weltmarkt aber auch die eigenen oft sehr egoistischen Handlungsweisen stellen die Schülerinnen und Schüler nach dem Spiel selbst fest. („Das war ja eigentlich ziemlich mies von uns!“ – „Ihr habt uns überhaupt keine Chance gegeben“)

Das einfache Spiel macht deutlich, wie sehr wirtschaftlicher Erfolg auf dem Weltmarkt vom Entwicklungsstand und den damit verbundenen Produktionsbedingungen abhängt. Durch Fleiß und Verhandlungsgeschick ist es nicht möglich, den Vorsprung der bessergestellten Länder einzuholen. Im Gegenteil vergrößert sich dieser Vorsprung sogar noch.

Fair geht anders! –
Dann sollten zumindest wir an unserer Schule
mit unseren Möglichkeiten
fair handeln!