Die kaufmännische Albert-Schäffle-Schule auf dem Säer wurde am Mittwoch als „Fairtrade-School“ ausgezeichnet.

„Woher kommen eigentlich die Rohstoffe für mein Smartphone? Wer produziert den Kakao für die Schokolade? Was passiert denn mit unseren Altkleidern?“ Mit diesen und anderen Fragen setzen sich seit längerem Schüler und Lehrkräfte der Nürtinger Albert-Schäffle-Schule auseinander. Nach mehrmonatigen Vorbereitungen und Aktivitäten war es am Mittwoch, 15. Dezember so weit: Frau Raquel Dischinger von der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit (SEZ) überreichte dem Fairtrade-Team der kaufmännischen Schule die Urkunde zum Titel einer „Fairtrade-School“. Da die Corona-Situation aktuell keine größere Veranstaltung zuließ, kamen Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler im kleinen Rahmen zusammen, um die bisherigen Aktionen durch Beiträge in Wort und Bild nochmals Revue passieren zu lassen: Der Verkauf fair gehandelter Produkte, eine Fairtrade-Schokonikolaus-Aktion der SMV, ein Althandy-Sammelprojekt und anderes mehr. Bodo Klehr, der als Religionslehrer und Schulseelsorger das Projekt koordiniert, würdigte das Engagement der Beteiligten: „Als kaufmännische bzw. wirtschaftswissenschaftlich ausgerichtete Bildungseinrichtung ist unsere Schule geradezu prädestiniert, sich mit Fragen zu Fairem Handel, Nachhaltigkeit, gerechten Wirtschaftsstrukturen, globalen Handelskontexten etc. auseinanderzusetzen und sich somit lange bekannten, zunehmend ‚brennenden‘ Themen (z.B. Klima- und Migrationskrise) zu stellen.“ Dies zeige, dass viele Jugendliche wie Lehrkräfte über den üblichen Horizont hinausschauten und aktuelle Herausforderungen annähmen. Zudem erweist sich die Schule als Kooperationspartner weiterer Akteure in Nürtingen: so erhält Nürtingen als Kommune im Januar die Auszeichnung „Fairtrade-Town“, und im Verbund mit dem Weltladen sowie der HfWU gibt es bekanntermaßen Bemühungen zur Gründung eines „Welthauses“.

In ihrer Rede zeigte Raquel Dischinger als Referentin der SEZ die Bedeutung des Engagements der Schulen auf: „Ihr Schülerinnen und Schüler seid es, die sich heute im Unterricht und anderen Projekten mit den Wirtschaftsstrukturen auseinandersetzen, um die gewonnenen Erkenntnisse in die späteren Berufsfelder einzubringen zu können!“ Gerade einer kaufmännisch ausgerichteten Bildungseinrichtung komme hier eine wichtige Rolle zu. Dem gemeinsamen Einsatz des Schulteams sei es zu verdanken, dass der Fairtrade-Gedanke in vielen Bereichen des schulischen Alltags integriert wurde. Als Vertreter der Schulleitung dankte Peter Stanger allen Beteiligten: „Als berufliche Schule tragen wir hiermit unseren Teil dazu bei, das Bewusstsein für einen gerechten Welthandel zu stärken.“ Dass die Idee funktioniert, zeigt das große bundesweite Interesse von Schulen jeder Schulform und Größe: insgesamt gibt es in Deutschland mittlerweile über 800 Fairtrade-Schools. Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von TransFair freut sich über das junge Engagement für den fairen Handel: „Die Schülerinnen und Schüler von heute sind die Entscheider von morgen. Wenn wir es schaffen, dass nachkommende Generationen ein Verantwortungsbewusstsein für faire Produkte und nachhaltigen Konsum entwickeln, kommen wir dem fairen Welthandel ein großes Stück näher.“

Bereits seit 2012 engagieren sich bundesweit Schüler und Lehrer mit der Fairtrade-Schools-Kampagne für einen gerechteren Handel. Als offizielles Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ trägt die Kampagne dazu bei, die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), umzusetzen: Die Schulen verankern den Fairen Handel im Schulalltag und schaffen bei Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften ein Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung. Darüber hinaus zeigt die Kampagne konkrete Handlungsoptionen auf. Für den Titel „Fairtrade-School“ müssen sie fünf Kriterien erfüllen: Zunächst muss sich ein Fairtrade-Schulteam gründen und im sogenannten „Kompass“ die Ziele als zukünftige Fairtrade-School festlegen. Neben dem Einsatz von fair gehandelten Produkten an der Schule (z.B. Kaffeemaschine, Pausenverkauf) wird der faire Handel im Unterricht behandelt und mindestens eine Veranstaltung im Schuljahr organisiert.