Umgeben von Stimmengewirr und leidenschaftlich vorgetragenen Beiträgen sitzen jeden Freitag rund 30 Schüler aller Stufen zusammen und diskutieren.  Über was und warum stopft man freiwillig nach Mathe, Chemie & CO, also 90min Köpferauchen, Konzentration, harten Fakten (und Verzweiflung), auch noch die größte Pause voll mit Anstrengendem? Beide Fragen sind überraschend leicht zu beantworten, diese Schüler nehmen an der Freitags-Diskussionsrunde des JKG teil und erörtern hier gesellschafts- und umweltpolitische Themen in ihrem Interesse.

Die freitäglichen Runden sind aus einer Initiative von uns, der Fairtrade AG entstanden. Die Wurzeln dieser Unternehmung finden sich Mitte September bei einer anlässlich zum Welttag des Klimas veranstalteten Demonstration. In großer Zahl sind viele Schüler erschienen und haben so bei einem Sitzstreik gemeinsam geschwiegen und der Erderwärmung, also dem von uns verursachten, drastischen Klimawandel gedacht. Auf hunderten Flyern prangten außerdem harte Klimafakten. Bei dieser Gelegenheit wurde deutlich, wie groß der Redebedarf vieler Jugendlicher ist. Es war also klar, dass wir etwas tun wollen, um eine Plattform für Diskussion zu geben, sodass nicht nur gemeinsam geschwiegen, sondern auch geredet werden kann.

Die Frage nach dem Ursprung der Freitags-Diskussionsrunden ist also geklärt, aber wie läuft das ganze jetzt eigentlich? Im Laufe der Woche suchen unsere kreativen Köpfe „Memes“ aus, die, rund im Schulhaus aufgehängt, das freitägliche Thema auf Augenhöhe anteasern. Provokante Headlines und bildliche Darstellung regen zum Nachdenken an. Ab 9:10 Uhr strömen dann freitags bis zu 30 Schülerinnen und Schüler auf die Physiksäle zu, um sich hier, natürlich auf freiwilliger Basis, mit Freunden und Mitschülern aller Altersgruppen über „Themen, die was ausmachen“, so eine teilnehmende Schülerin der 6. Klasse, zu unterhalten.

Im respektvollen Diskurs der Gedankenfabrik wird über wichtige Themen wie Plastik, Klimawandel, Nachhaltigkeit, Kinderarbeit in Entwicklungs- und Schwellenländern, Fleischkonsum oder auch Geschlechterrollen gesprochen. Es ist nicht vorrangig das Ziel für riesige Probleme riesige Lösungen zu finden, sondern die Meinungsbildung und Querdenken, in Bezug auf die großen Herausforderungen unserer Zeit, zu fördern, denn die Diskussion hilft, große Zusammenhänge zu verstehen und neue Positionen und Ideen zu entwickeln. „Ich habe das Gefühl, die Gesellschaft macht sich zu wenig Gedanken. Wie soll denn die Demokratie funktionieren, wenn wir uns keine Meinung bilden, also ich meine, wenn wir keine Position und politische Einstellung haben?“, so einer der AG-Mitgründer. „Wir wollten einfach einen Ort schaffen, wo man unabhängig und ohne Angst vor Verurteilung, laut denken kann (also mal abgesehen davon, dass wir keine systemtreuen Roboter sein wollen)“, führt seine Kollegin weiter aus. Es ist klar, mit wie viel Spaß alle Beteiligten, egal ob Teilnehmer oder Organisator, bei der Sache sind.

Das Team, das für die Organisation der Freitage zuständig ist, lässt sich außerdem immer etwas Neues einfallen, damit es nicht langweilig wird. So wird beispielweise in Kleingruppen oder im Plenum debattiert, aber auch in Rollenspielen Folgen fiktiver Maßnahmen für unterschiedliche soziale Gruppen erarbeitet.

Nach dem Ende der Runde und auf dem Weg zur nächsten Unterrichtsstunde bleibt das diskutierte Thema noch Teil vieler Gespräche. Es wird klar: die positive Reaktion der Schüler, ihr Einsatz und Erscheinen in großer Zahl zeigen noch einmal, was wir in der Debatte rund um FFF schon gelernt haben, nämlich, dass wir, die Jugend am JKG, Interesse und eine Meinung haben, die sich ununterbrochen mit dem Geist der Zeit weiterentwickeln sollen.