Es ist soweit. Alle Vorbereitungen für das große Spektakel laufen bereits. Eine tragbare Umkleide wird herbeigeschafft, die Ersten verteilen schon ihre mitgebrachten Kleidungsstücke auf den Tischen und bald ist die Kleidertauschbörse in vollem Gange.

So begann die Kleidertauschbörse der 7. Klassen am 20. April 2018.

Nachdem wir alle das Unterrichtsthema „Fast Fashion“ abgeschlossen hatten, entschieden wir uns, eine Kleidertauschbörse zu veranstalten, um selbst etwas zur Bekämpfung der Armut vieler Baumwollbauern und Näherinnen in den Entwicklungsländern beizutragen.

Denn dort erhalten die Baumwollbauern und Näherinnen meist einen Lohn, der weit unter dem Existenzminimum liegt und sie können deshalb ihre Kinder häufig nicht in die Schule schicken.

Manchmal reicht das Geld nicht einmal aus, um die Familie zu ernähren.

Die Gründe für diese Armut sind vielfältig:

  • Die Textilindustrie möchte durch das Produzieren in Entwicklungsländern und extrem schlechte Bezahlung vieler Arbeiter am Anfang der „Produktionskette“, ihre Profite immer weiter steigern, was ihr auch gelingt.

  • Es herrscht in unserer heutigen Konsumgesellschaft ein Prinzip des Verbrauchs von Kleidung, wo eigentlich ein Gebrauch stattfinden sollte.

    Der Kunde kauft sich zu jedem beliebigen Anlass ein neues Kleidungsstück,denn es ist ein großes Angebot sehr günstiger Textilwaren vorhanden.

Ist es nötig,sich schon wieder eine neue Jeans zu kaufen und die vorige nach kurzem Tragen wegzuwerfen, allein weil sich der Trend geändert hat und man es sich schlichtweg leisten kann ?

In den Entwicklungsländern werden Massen von Menschen in ausweglose Situationen getrieben.

Baumwollbauern und Näherinnen arbeiten schwer, manchmal 20 Stunden am Tag und erhalten dafür Lohn, von dem sie nicht leben können.

Im Grunde bestimmen die Kunden der Modefirmen, ob die Situation der Arbeiter in den Entwicklungsländern so bestehen bleibt oder sich ändert, denn durch ihre Kunden erlangen die Modefirmen ihr Geld.

Sofern wir die Organisationen unterstützen,die versuchen den sogenannten „Ausbeutungsbetrieben“ in den Entwicklungsländern ein Ende zu machen, könnte es in diesen Ländern fairer zugehen, und die betroffenen Menschen könnten im Hinblick auf ihren Lohn und ihre Arbeitsbedingungen zumindest einige Verbesserungen erlangen.

Wenn wir bereit sind,die fairen Preise fairer Modefirmen zu bezahlen und somit etwas mehr Geld für unsere Bekleidung auszugeben, können wir Firmen fördern, die den Herstellungsprozess ihrer Textilien offenlegen und für ihre Kunden transparent gestalten.

Es wird also Zeit, dass wir uns des „wahren Preises“ unserer Kleidung bewusst werden, Verantwortung übernehmen und die Herkunft unserer Kleidung hinterfragen.

Möglichkeiten, selbst etwas gegen „Fast Fashion“ und die „Ausbeutungsbetriebe“ zu tun, gibt es viele:

Beispielsweise könnte man

  • eine Kleidertauschbörse an Schule/Jugendzentrum o. ä. veranstalten.

    (so wie wir Schülerinnen der 7. Klassen es bereits getan haben)

  • im Geschäft nach Herstellungsort der angebotenen Kleidung fragen, und ob es ein Label gibt, das faire Arbeitsbedingungen der Baumwollbauern und Näherinnen garantiert.

  • nach Bedarf Second – Hand – Kleidung kaufen

  • bevorzugt Kleidung von Marken kaufen, die fair produzieren

    (Auskunft hierüber erhält man z.B. auf www.rankabrand.de in Form von Bewertungen der einzelnen Textilproduzenten)

  • eine Kleidertauschparty mit Freunden organisieren.

  • Und vieles mehr…

  • (Sämtliche alten Kleidungsstücke an Hilfsorganisationen zu spenden ist nicht unbedingt hilfreich,

    da nur 10 % schließlich in den Second-Hand-Läden zum Verkauf angeboten werden. Der Rest gelangt in Länder der 3. Welt und wird dort verkauft, weshalb die dortige Textilproduktion stillsteht.)

Nachdem wir Schülerinnen der 7. Klassen durch die Kleidertauschbörse zusammen auf eine „Shoppingtour der etwas anderen Art“ gegangen waren,die große Auswahl an Kleidung durchstöbert hatten und nahezu jeder etwas für sich gefunden hatte, beschlossen wir die Kleidertauschbörse zu beenden und ein Fazit daraus zu ziehen.

Die Kleidertauschbörse hatte ein sehr gutes Ergebnis:

Bis auf 1-2 Einkaufstaschen mit einigen Kleidungsstücken, die wir der örtlichen Diakonie spendeten, hatten alle zur Tauschbörse mitgebrachten T-Shirts, Blusen, Accessoires, Hosen & Co. einen neuen Besitzer gefunden und wir waren uns einig, dass diese Kleidertauschbörse ein interessantes Erlebnis war und uns allen großen Spaß gemacht hatte.