Die Farben Afrikas leuchteten von den Handzetteln und Plakaten,  die für den 15. November 2013 zu einem Afrikaabend der Fair-Trade AG des Gymnasiums am Rotenbühl (GaR) einluden. Annemarie Schmitt, Lehrerin für Englisch und Musik und Leiterin der Arbeitsgemeinschaft „Fair Trade“, brachte Schüler, Lehrer, Eltern, Künstler und Mitarbeiter internationaler Organisationen zusammen, die gemeinsam einen festlichen, informativen und kulinarischen Abend in den Räumen der Schule gestalteten.

Zentrales Thema und hauptsächlicher Spendenempfänger für den Erlös der Veranstaltung war das „Afrikaprojekt Dr. Schales“, für das sich schon am Vormittag des 15. November Schüler der Unter- und Mittelstufe bei einem Benefizlauf ins Zeug legten. Der Herbsttag blieb sonnig und blies den bunt gekleideten Läufern, den Rundenzählern und Zuschauern einen starken kalten Wind um die Ohren. Die Stimmung unter den geübten und weniger geübten Ausdauersportlern war herzlich und am Schluss waren alle stolz auf ihre erlaufenen Runden, die sie den im Vorfeld eingebundenen Sponsoren in Rechnung stellen durften. Auf diese Weise kamen schon vor Beginn des Festes etwa 9000 Euro zusammen, die zur Hälfte an das Afrikaprojekt Dr. Schales und zur anderen Hälfte an das Fußballsozialprojekt „Café con leche“ fließen sollten.

Kurz nach Sonnenuntergang öffnete die Schule ihre Türen. In einem großen Nadelbaum vor dem Haupteingang hatten mehrere Kinder einen verborgenen Sitzplatz ergattert und begrüßten erste Besucher mit lebhaften Stimmen aus dunkler Höhe. Ein Grillwagen, Tische und Bänke wurden für den abendlichen Betrieb vorbereitet. Aus der vollmondbeleuchteten grauen Welt kam man in ein helles Treiben, das im Verlauf des Abends immer lauter und bunter wurde. Die Wartezeit bis zum Beginn des offiziellen Programms überbrückten Frau Schwarz, Lehrerin für Sport und Französisch, und eine Gruppe ambitionierter Schüler mit der Vorführung der afrikanischen Hochsprungtechnik Watussi. An den Seiten der Aula und in den Gängen waren mit Informationsständen vertreten: das Afrikaprojekt Dr. Schales, Amnesty International, die Fairtrade Initiative Saarbrücken, Haus Afrika e.V. (Beispiel Kenya), Hilfe für Tororo e.V., (I)ntact e.V., das Netzwerk Entwicklungspolitik (NES), die Ruandahilfe Kirchenkreis-Saarost-Butare, Terre des hommes, Unicef, die Initiative „Endlich Afrika“ und der Weltladen.  Im Oberstufenraum konnten sich interessierte Schülerinnen und Schüler über die Möglichkeiten der Behandlung des Themas “Afrika” als Seminarfach informieren. Außerdem boten der mitwirkende Gospelchor Saarbrücken, die Sängerin Marion Ritz-Valentin, der Trommler Max Bousso und der afrikanische Künstler Ibo Ndiaye CDs bzw. Kinderbücher zum Kauf an. Die Aula war geschmückt mit selbstgemalten bunten Bildern afrikanischer Landschaften und handgefertigten Masken; das Rednerpult versteckte sich hinter einer Bastmatte.

Wer vor dem offiziellen Beginn eine Runde durch den Schulbau drehte, konnte den Saarbrücker Künstler Max Bousso im Musiksaal mit einer Schülergruppe beobachten, die mit Begeisterung Rhythmen aus Boussos afrikanischer Heimat einübten. Um 18 Uhr zog die ganze Trommelgruppe in die vollbesetzte Aula ein und eröffnete schwungvoll die Veranstaltung. Die Liedermacherin Marion Ritz-Valentin leitete mit Gitarre und Gesang über zu den Willkommensgrüßen der Vertreter des GaR. Die stellvertretende Schülersprecherin Corinna Schäfer und die ehemaligen Schüler Jonas Degen und Janek Walla führten souverän durch den Abend. Nach ihren eröffnenden Worten begrüßte Schulleiter Herr Kiefer alle Anwesenden und beschrieb die Erfahrung solidarischen Handelns als zentrales Element bei der demokratischen Bildung der Schüler. Die Visionen des Afrika-Projekts Dr. Schales würdigte er als integrierend und friedenstiftend, auch wenn der Weg zu einem stabilen Afrika noch lange und beschwerlich sei. Die Investitionen des Projekts in Bildung und Gesundheit seien vorbildlich und das Afrikaprojekt ein Lehrstück dafür, dass wir nicht machtlos sind und in der Gemeinschaft mit anderen auch unter schwierigen Bedingungen helfen können. Herr Kiefer bedankte sich bei Frau Schmitt für die Gesamtorganisation des Abends, bei Frau Leis (Lehrerin für Englisch und Erdkunde) für die Organisation des Catering und bei Herrn Moik (Lehrer für Mathematik, Musik und Sport) für die technische Unterstützung.

Anschließend interpretierten eine Gruppe Schülerinnen des GaR unter Leitung der Trainerin Frau Schalda-Junk das Thema Afrika mit einer beeindruckenden Vorführung in rhythmischer Sportgymnastik. Mit „schwarzen Weiß/sheiten“ aus dem Senegal unterhielt Ibo Ndiaye das Publikum. Bei seiner Ankunft in Deutschland erlebte der Musiker und Geschichtenerzähler als junger Mann die Bedeutung der Sprache als Brücke zwischen den Kulturen auf ganz besondere Art, die er mit viel Gefühl für Situationskomik vermitteln konnte. Hoch hinaus strebten Nachwuchskünstler aus der Zirkus-AG des GaR mit schwungvoll geworfenen Diabolos und perfekt gefahrenen Giraffen (hohen Einrädern), und nach ihnen stieg Herr Brück auf das Rednerpult. Der Umweltdezernent der Stadt Saarbrücken überbrachte Grüße von Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und anerkennende Worte für die saarländische Leistung, neben der Fair-Trade-Stadt Saarbrücken mit dem GaR auch die erste Fair-Trade-Schule des Saarlandes vorweisen zu können. Veranstaltungen wie der Afrikaabend des GaR leisteten nicht nur einen wichtigen Beitrag zu sozialen Projekten sondern bereicherten auch das Leben im Saarland selbst. Als Geschenk überreichte er Frau Schmitt ein Stück schwarze Seife in Form eines Briketts – ein symbolischer Brückenschlag zwischen dem Saarland als ehemaligen Kohleförderland und Afrika als Lieferant der Seifenzutaten.

Die Brückenbauer, die am heutigen Abend im Fokus stehen sollten, wurden von Dr. Schales selbst und seinem Sohn Oliver Schales vertreten. Dieser beschrieb die Grundüberzeugung „jedes Menschenleben ist gleich wertvoll“ als Motivation für ein aktives Streben nach Gerechtigkeit, welches mit dem 2001 gestarteten Afrikaprojekt inzwischen unerwartete Ausmaße angenommen habe. Als Dank für das Engagement der Schule übergab er zwei afrikanische Holztiere an Herrn Kiefer und Frau Schmitt und versprach einen Afrikakalender für jedes Klassenzimmer. Dr. Schales wünschte den Schülern des GaR, sie mögen ihre Begeisterung und ihr soziales Engagement ihr Leben lang bewahren. Er selbst erfahre so viel Unterstützung für sein Projekt, dass an einen Ruhestand nicht zu denken sei. Nachdem das St. Luke‘s Krankenhaus inzwischen eigenständig weiterarbeiten würde, könne er sich nun auf die Versorgung der Bewohner des weiteren Umlandes konzentrieren, für die der Weg zum Krankenhaus oft zu lange oder zu beschwerlich sei. Nach seiner Einschätzung würden wir alle die „Ernte“ der Investitionen in das Land nicht mehr erleben, er sei aber gewiss, dass dies in zwei bis drei Generationen der Fall sein werde.

Marion Ritz-Valentin versetzte das Publikum mit dem gesungenen Ruf eines Schamanen nach Regen wieder in die afrikanische Landschaft. Diese wurde anschließend von bunt gewandeten Mitgliedern des Saarbrücker Gospelchors bevölkert. Chorleiter Deutsch schickte den afrikanischen Liedern kurze Erläuterungen voraus zu den Themen Freiheit, Ungerechtigkeit, Fremdherrschaft und Liebe. Der lange und berührende Auftritt der großen Truppe bildete den Ausklang des offiziellen Programms des Afrikaabends. Nach und nach verteilte sich das Publikum an die Informationsstände und bevölkerte das Erdgeschoss, wo ein großes Buffet und festlich gedeckte Tische warteten. Afrikanischstämmige Eltern der Schule hatten traditionell gekocht und viele andere das Buffet um internationale herzhafte und süße Speisen ergänzt. Bis 22 Uhr genossen viele Gäste das fröhliche Beisammensein.

Aus dem Essensverkauf ergab sich ein Erlös von 2140 Euro. So konnten am 6. Dezember in der Aula der Schule unter großem Beifall der Klassen 5 bis 9 Nikolausgeschenke verteilt werden: Frau Margret Kratz, Betreuerin des Fußballprojekts „Café con leche“, erhielt 4500 Euro. Oliver Schales vom Afrikaprojekt wurden 6640 Euro überreicht.

Anne Kilger

 

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