In diesem Jahr jährt sich zum zehnten Mal die Katastrophe von „Rana Plaza“ in Savar (Bangladesch). Das Gebäude der Textilfabrik stürzte ein, in dem mehrere Textilwerkstätten untergebracht waren, mehr als 1000 Menschen starben, rund 2500 wurden verletzt.
Zehn Jahre und viele ungenutzte Chancen später verdient eine Näherin in Bangladesch gegenwärtig rund 72 Euro monatlich, das ist ein Bruchteil dessen, was sie haben müsste, um ihre Miete, ihr Essen und ihre medizinische Versorgung zu bezahlen. Obwohl die Katastrophe von „Rana Plaza“ die Machenschaften der ausbeuterischen Modeindustrie offengelegt hat, hat diese Kenntnis von den unvorstellbaren Arbeitsbedingungen das öffentliche Problembewusstsein und die Situation kaum verändert (Quelle Femnet.de; 21.04.2023).
Auf diese schreiende Ungerechtigkeit wollte auch die Fairtrade-AG des Kurpfalz-Gymnasiums Schriesheim aufmerksam machen. Anlässlich des 50-jährigen Schuljubiläums veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft am 21. Juli 2023 eine Ausstellung, die über den sozialen und ökologischen Wahnsinn der Modeindustrie informierte, und eine Kleidertauschparty unter dem Motto „Nicht kaufen! Tauschen!“. Denn nur der Konsumverzicht durchbricht letztlich den Teufelskreis von „Fast Fashion“ – der schnellen (Wegwerf-)Mode, die nach kürzester Zeit nicht mehr „hip“ und aufgrund ihrer schlechten Qualität auch nicht mehr tragbar ist. Anstatt Kleidungsstücke, die Menschen im Globalen Süden unter unfairen und gesundheitsschädlichen Bedingungen hergestellt haben, wertzuschätzen, zu hegen und zu pflegen, werden diese nach kurzer Zeit entsorgt und füllen die Müllberge in Afrika. So ist es nicht verwunderlich, dass der Co2-Ausstoß der Modeindustrie größer ist als jener der Schifffahrt und des Flugverkehrs zusammen, bedenkt man, wie viele tausende Kilometer eine Jeans zurücklegt, bis sie in Heidelberg oder in Mannheim im Laden bereitliegt.
Zur großen Freude der Schüler:innen beteiligten sich viel Kinder, Jugendliche und Erwachsene an dem Tausch. Sie stöberten, probierten und hatten offensichtlich viel Freude an dieser besonderen Party. Für andere war der Gedanke neu und gewöhnungsbedürftig, Kleider zu tauschen statt zu kaufen. Die AG hofft, dass sie ein Bewusstsein für diese aufwühlende Thematik geschaffen und einigen aussortierten Kleidungsstücken zu neuen Träger:innen verholfen hat. Und die Schüler:innen sind überzeugt: „Das werden wir sicher einmal wiederholen!“ Die übriggebliebenen Kleider fanden schließlich auch noch einen neuen Bestimmungsort: Mithilfe von Frau Henschke, Lehrerin am KGS und zugleich ehrenamtlich tätig bei der Hilfsorganisation „G.A.I.N“, wurden diese bedürftigen Menschen in Lettland zuteil.