Nicht zum ersten Mal hat die Projektgruppe „Fairer Handel am Inda“ einen Produzenten aus dem globalen Süden eingeladen. Aber einen Vertreter von Kleinmolkereien aus Burkina Faso? Es kann doch nicht darum gehen, fair gehandelte Milch aus einem afrikanischen Land zu beziehen!

Natürlich gilt bei uns weiterhin die Devise, regionalen und fairen Handel zu vereinen. Regional erhältliche Produkte sollten möglichst aus hiesiger Produktion gekauft werden, Produkte aus dem Süden sollten ohne Ausbeutung schwächerer oder vermeintlich schwächerer Handelspartner bezogen werden. Der Besuch von Herrn Diallo, dem Präsidenten des Dachverbands der Kleinmolkereien von Burkina Faso (Union nationale des Mini Laiteries et petits Producteurs de Lait local (UMPL/B) hatte einen besonderen Hintergrund. Er erklärte uns: „Wenn europäisches Trockenmilchpulver für rund 34 Cent für einen daraus gewonnen Liter vertrieben wird, können die örtlichen Hersteller in Burkina Faso damit nicht konkurrieren und werden vom Markt verdrängt. Dabei ist gerade in Burkina Faso, wo rund ein Drittel der Bevölkerung von der Tierhaltung lebt, die lokale Milchproduktion für viele Menschen von existenzieller Bedeutung.“

Herr Diallo hat sich bereits in Zusammenarbeit mit Misereor mehrfach auf den Weg nach Deutschland gemacht, um gemeinsam mit deutschen Milchproduzenten für Fairness in der Milchwirtschaft zu kämpfen. Wenn europäische Bauern fairere Preise für ihre Milch erhalten, werden Subventionen und Überproduktion unnötig. Damit könnte auch der Export der überschüssigen Milchmengen als Milchpulver in afrikanische Länder vermieden werden. Herr Diallo setzt sich dafür ein, durch Minimolkereien – im Prinzip kleine Kühleinrichtungen – Milch in Burkina Faso über den Direktverzehr hinaus zu sammeln und haltbar zu machen. Dadurch können kleinere Mengen an Milch auch lokal verkauft werden, um den Milchproduzenten ein kleines Einkommen zu verschaffen.

Herr Diallo brachte in der Schulaula sein Anliegen durch eine Präsentation, durch Kurzfilme und durch sein Erzählen den Zuhörern aus verschiedenen Klassen und Oberstufenkursen nahe. Da er Französisch spricht, wurde er durch eine Dolmetscherin begleitet. Es war für die Schülerinnen und Schüler sehr interessant, Herrn Diallo zuzuhören, Nachfragen zu stellen und Lösungsmöglichkeiten für das globale Problem zu diskutieren. Vor allem merkten sie, dass unser lokales Handeln immer auch globale Auswirkungen hat.

Nach einem langen und intensiven Vormittag traf Herr Diallo im Nachmittag die Schüler des Projekts „Fairer Handel“ und konnte mit ihnen in privaterer Runde diskutieren. Die Schüler waren von seinem Anliegen sehr beeindruckt und überlegten engagiert, wie sie die Menschen in Burkina Faso unterstützen könnten. Beim nächsten Projekttreffen beschlossen sie spontan, durch eine eigene kleine Spende zum Aufbau der Minimolkereien in Burkina Faso beizutragen.