Um das Thema “Fairer Handel” im Religionsunterricht näher zu bringen, arbeitet der Religionslehrer Theo Körner mit dem folgenden Arbeitsblatt:

1. Essgewohnheiten:
a) Wie oft essen Sie frisches Obst/Gemüse? täglich ___, mehrmals pro Woche ___, einmal pro Woche ___

b) Wie oft essen Sie Fleisch? täglich ___, mehrmals pro Woche ___, einmal pro Woche ___

c) Wo kaufen Sie die Lebensmittel ein? Supermarkt ___, Fachgeschäft ___, Discounter ___,
Wochenmarkt ___, beim Bauern _____, im Internet ____

d) Was entscheidet hauptsächlich den Kauf? Produkt aus der Region___, besondere Qualität ____,
Umweltaspekte ____, besonders preiswert _____
2. Lebensmittel und Logistik
a) Wie hoch ist nach Ihrer Meinung der Anteil der Lebensmittelbranche am Logistikvolumen?
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b) Nennen Sie einige führende Lebensmittelunternehmen!
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3. Text
Früher und heute
Noch vor 100 Jahren aßen die Menschen weltweit hauptsächlich Lebensmittel, die im Blickfeld ihres Kirchturms oder ihres Minaretts erzeugt wurden. Dementsprechend waren die Riten, Traditionen und Regeln, die sich mit dem Essen verbanden, eng mit dem Naturraum verflochten. Fast in allen Kulturen hat Nahrung eine enge Beziehung zum Göttlichen. In Thailand ist es die Reisgöttin, die für die nächste Ernte sorgt. Wenn der Reis blüht, heißt es, die Reisgöttin sei schwanger, jedes einzelne Reiskorn, das wächst, ist ein Kind. Reis ist nicht nur Nahrung, sondern der Stoff aus dem Menschen gemacht sind.
Glückliche Kühe nur noch in der Werbung
Die meisten Nahrungsmittel, die wir heute verbrauchen, stammen vom Fließband, die Branche ist genauso weit rationalisiert wie die Automobilindustrie. Nur noch in der Werbung gibt es glückliche Kühe, die vom bärtigen Bauern mit Filzhut über die Wiesen getrieben werden. Kein Bäcker knetet mehr den Teig und keine grauhaarige Oma rührt die Erdbeermarmelade, bis sie eindickt. Alle Stationen der Lebensmittelkette sind hoch rationalisiert. Wo dennoch Handarbeit nötig ist, wird in Billiglohnländern produziert. Nur so ist es möglich, dass so viele Lebensmittel so billig hergestellt werden können. Heute bekommt ein Landwirt weniger für ein Kilogramm Weizen als vor 50 Jahren; während ein Haushalt in den 1960-er Jahren noch ca. 40 Prozent des Einkommens für Lebensmittel aufwendete, sind es derzeit nur noch rund 10 Prozent.
Geschmack aus der Firmenzentrale
Entscheidungen einiger weniger global agierender Konzerne der Agrar- und Lebensmittelindustrie haben fast mehr Auswirkungen auf das, was auf den Äckern wächst, als das Klima und die Agrarpolitik der Nationalstaaten. Die großen Lebensmittelkonzerne wissen, dass sie im heiß umkämpften Lebensmittelmarkt nur durch neue Produkte punkten können. Allein in Deutschland kommen jährlich etwa 10.000 Lebensmittel neu auf den Markt. Der Trend zu Fast-Food (Schnellgerichte), Convenience-Food (Fertiggerichte) und Functional Food (Lebensmittel mit medizinischem Zusatznutzen) ist dabei nach wie vor ungebrochen. Dem aus dem Englischen übernommenen Food-Dreigespann ist eines gemeinsam: Es handelt sich um hochgradig verarbeitete Lebensmittel, die international vermarktet werden.
Masse statt Klasse
Die vermeintliche Fülle von Nahrungsmitteln zeugt nicht unbedingt von einer reichhaltigen Ernährung. Von den Tausenden von Nahrungspflanzen, die einmal genutzt wurden, wird in der industriellen Landwirtschaft nur noch ein knappes Dutzend angebaut. Und von diesen decken ganze neun Pflanzen, nämlich Weizen, Reis, Mais, Gerste, Sorghum/Hirse, Kartoffel/Süßkartoffel, Yam, Zuckerrohr und Soja bis zu 75 Prozent des menschlichen Nahrungsbedarfs. Angebaut werden überwiegend Hochertragssorten, gleichzeitig geht die Vielfalt an traditionellen, ihrem Lebensraum angepassten Sorten verloren.
Die Folgen dieser Entwicklung treffen vor allem die Armen: In den reichen Industrieländern, weil ausgewogene Ernährung auch ein Ausdruck von Bildungschancen und sozialer Integration ist, in der Dritten Welt, weil Arme sich darüber hinaus Vielfalt oft nicht leisten können.