P1100739 Urban Mining an der RS Karlstadt

“WER HAT SCHULD AM TOD VON BIKENGE?” – Am 19. Juli 2016 stellten genau diese Frage Mitglieder der Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt Karlstadt 9. Klässler der Realschule Karlstadt in einem Workshop zum „Urban Mining“ (zu deutsch: städtisches Graben –> hier “graben” in modernen Alltagsgegenständen).

Dramatisch wurde an die Tafel der Umriss einer Leiche skizziert – im Stil von CSI Miami. Anhand von verschiedenen Indizien in Form von Bildern wie einem Maschinengewehr, einer dreckverschmierte Mine, einem Handy,… sollten die Schüler erste Vermutungen anstellen, wie es zu dem Mord kam. Schnell wurde den Schülern auch klar, dass durchaus ein Zusammenhang zwischen ihrem Smartphone und einem Mord in der Demokratischen Republik Kongo bestehen könnte.

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Um den Fall systematisch aufzuklären, wurden zunächst Hintergrundinformationen zum Handykonsum sowie deren Bestandteile und Rohstoffe in Form eines Quiz mit unserer 3. Bürgermeisterin Anja Baier geliefert. Den Höhepunkt des Workshops stellte das Zerlegen alter Handys dar.

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Mit Präzisionswerkzeug und Lupe ging es auf Spurensuche nach den Kondensatoren, die die seltene Erde Coltan bzw. Tantal enthalten. Dieses Mineral wird unter grausamen Bedingungen unter anderem in Minen im Kongo abgebaut. Bei über 40°C müssen Arbeiter – manchmal auch Kinder – in ungesicherten Schächten metertief stundenlang nach dem Rohstoff graben. Das hält keiner lange aus. Viele Arbeiter sterben bei dieser gefährlichen Arbeit. Oder es kommt zu Unruhen bzw. Schießereien in den von Rebellen oder Milizen geführten Minen. Das oder viele andere Gründe könnten die Ursache von Bikenges Tod sein.

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Auf jeden Fall wurden die Schüler nachdenklich darüber, dass sie mit einer eigentlich sehr nützlichen und schönen Sache, an anderer Stelle der Erde Leid mitverursachen. Viele der Schüler haben sich vorgenommen, zu überdenken, ob sie nach kurzer Zeit ein neues Smartphone brauchen oder ob die „Lebenszeit“ nicht verlängert werden kann. Klar ist ihnen auch geworden, dass es absolut wichtig ist, dass das alte Handy nicht im Schrank vergammelt, sondern an entsprechender Stelle abgegeben werden sollte, damit die vielen wertvollen Mineralien recycelt werden können und keine neuen abgebaut werden müssen.

Vielen Dank den engagierten Mitgliedern der Steuerungsgruppe Fairtrade-Stadt: Franziska Fröhlich, Anja Baier und Eva-Maria Eisele.